Bluttat von Ludwigshafen: Haftbefehl wegen Mordes
Das Opfer verblutete. Der Ex-Schüler der Schule hatte gestanden, am Donnerstag aus Wut über schlechte Noten den Lehrer erstochen zu haben.
Möglicherweise plante der junge Mann seine Tat schon seit längerem. Darauf deuten schriftliche und elektronische Aufzeichnungen des 23-Jährigen hin, wie es hieß. In seiner Wohnung wurden 16 Schusswaffen gefunden. Der Mann befasste sich wohl auch mit früheren Amok-Taten. Die Bluttat ereignete sich fast genau ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden, bei dem 16 Menschen starben.
Am Tag nach der tödlichen Attacke auf den 58 Jahre alten Lehrer - der Täter stach laut Obduktion mehrmals zu - stand Ludwigshafen unter Schock. Die Stadt ordnete Trauerbeflaggung an allen öffentlichen Gebäuden an. «Ich bin fassungslos über die Brutalität dieser Tat», sagte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) nach einem Besuch in der Schule - sie hatte extra ihren Urlaub abgebrochen.
Vor dem Gebäude lagen Kerzen und Blumen, an einer Glastür hing ein Zettel: «Psychologische Unterstützung». Einige Schüler nutzten das Hilfsangebot. Am Freitagmorgen kamen etwa 200 bis 300 Schüler, um ihre Schulsachen abzuholen - am Vortag hatten sie nach dem ausgelösten Feueralarm schnell ins Freie laufen müssen. Der Täter hatte ein Bengalisches Feuer angezündet.
«Er hat nach bisherigen Erkenntnissen auch aus seiner Schreckschusswaffe einen Schuss auf den Schulleiter abgefeuert», sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Frankenthal, Lothar Liebig.
Der Schulleiter und das Kollegium standen auch am Tag nach dem Geschehen noch unter Schock. Vor die Presse treten wollten sie nicht. «Sie möchten jetzt erst mal zur Ruhe kommen», sagte eine Sprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion von Rheinland-Pfalz.
Im Gedenken an das Opfer hatten bereits am Donnerstagabend Schüler vor der Schule Kerzen aufgestellt und gemeinsam getrauert. «Alles verlief bedrückt und ruhig, alle sind geschockt», sagte Polizeisprecher Michael Lindner. Die Ermittler wollen nun die Hintergründe der Attacke erhellen: War die Tat wirklich von langer Hand geplant, wollte er vielleicht noch mehr Menschen töten?
Fest steht: In der Wohnung wurden auch Chemikalien entdeckt, die sich zum Bau von Sprengsätzen eignen, wie es in der gemeinsamen Mitteilung von Staatsanwaltschaft Frankenthal und Polizeipräsidium Rheinpfalz hieß.
Die Tat löste erneut eine Diskussion über Sicherheit an Schulen aus. Bundespräsident Horst Köhler forderte eine verstärkte «Kultur der Aufmerksamkeit». CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach warnte vor einer Abschottung der Schulen. Das werde von den Verantwortlichen aber auch gar nicht gewünscht, sagte er dem Audiodienst der dpa. Die designierte CDU-Spitzenkandidatin für die rheinland-pfälzische Landtagswahl, Julia Klöckner, sagte im Südwestrundfunk (SWR), Schulen könnten «nicht zu Hochsicherheitstrakten ausgebaut werden».