Beirut bangt um Eskalation - Hisbollah-Chef hält Rede nach Tötung von Hamas-Anführer
Die Regierung im Libanon setzt alles daran, eine Eskalation nach der Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut zu verhindern. Der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, erklärte in einem Interview mit dem britischen Radiosender BBC 4, dass seine Regierung Gespräche mit der schiitischen Hisbollah-Miliz führe, um sie davon zu überzeugen, keine eigenen Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen. Am Mittwoch wurde mit Spannung eine Rede des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah erwartet, da seine Miliz Verbündeter der Hamas ist. Unterdessen ist die Zahl der Toten im Gazastreifen auf 22.300 gestiegen, wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde berichtete.
Die libanesische Regierung befürchtet eine Ausweitung des Konflikts und möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden. Minister Bou Habib appellierte an die westlichen Staaten, Druck auf Israel auszuüben, um alle Gewaltakte einzustellen, nicht nur im Libanon und in Beirut, sondern auch in Gaza. Nach dem Tod von Saleh al-Aruri, dem Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, durch eine Explosion in Beirut, gab die Hisbollah-Miliz Vergeltung für das Verbrechen bekannt. Allerdings versucht die Regierung im Libanon, eine Eskalation zu verhindern.
Als Reaktion auf den Tod von Al-Aruri wurden von der Hisbollah einige Raketen auf israelische Ziele abgefeuert. Israel griff im Gegenzug Ziele im Libanon an, wobei zwei Mitglieder der Hisbollah getötet wurden. Die USA hatten auf den getöteten Hamas-Vize Al-Aruri ein Kopfgeld von fünf Millionen US-Dollar ausgesetzt und stufen die Hamas wie die EU als Terrororganisation ein. Experten warnen, dass ein Nachlassen der israelischen Angriffe der Hamas in die Hände spielen könnte. Israels Armee hat jüngst Truppen abgezogen und einigen Reservisten die vorübergehende Rückkehr ins Zivilleben erlaubt, jedoch ist die Hamas militärisch noch nicht besiegt oder zerstört.
Die Hisbollah im Libanon verfügt angeblich über ein weit ausgefeilteres Tunnelsystem als die Hamas, das sich über Hunderte von Kilometern bis zur Grenze nach Israel erstreckt. Die Hamas nutzt ihre Tunnels als Schutz vor israelischen Bombardierungen und um sich zu verstecken und überraschende Angriffe auf israelische Soldaten auszuführen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhebt derweil Vorwürfe gegen Israels Armee und spricht von "skrupellosen" Angriffen auf ein Krankenhaus in Chan Junis, bei denen mindestens fünf Zivilisten getötet wurden, darunter ein fünf Tage alter Säugling. (eulerpool-AFX)