Bahn-Reform: Abschaffung der Familienreservierung sorgt für hitzige Debatten
Die Deutsche Bahn gerät aufgrund ihres jüngsten Entschlusses, die Familienreservierung bei Fernreisen abzuschaffen, zunehmend unter Beschuss. Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) kritisiert den Schritt als ungeschicktes Signal und betont die Notwendigkeit, die Attraktivität des Bahnfahrens gerade in der Sommerreisezeit zu erhöhen.
Dennoch distanziert sich die Regierung von einem direkten Eingreifen in die Tarifentscheidungen der Bahn und überlässt diese dem Unternehmen. Die neue Regelung, die mit dem aktuellen Fahrplanwechsel eingeführt wird, bedeutet für Familien, dass sie für jeden Sitzplatz - auch für Kinder - eine separate Gebühr entrichten müssen. Dies führt zu einem deutlichen Kostenanstieg: Anstatt bisher 10,40 Euro kostet eine Familienreservierung für Hin- und Rückfahrt mit zwei Kindern nun 44 Euro, da die Gebühr für einen Sitzplatz zudem um 30 Cent gestiegen ist.
Die Entscheidung stößt auf scharfe Kritik seitens Politiker verschiedener Parteien und von Fahrgastverbänden. Mehrere Petitionen sammeln aktuell zahlreiche Unterschriften gegen die Umstellung. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) betont, dass die Familienreservierung zuvor einen wesentlichen Beitrag zur Attraktivitätssteigerung des Bahnfahrens geleistet habe, indem für Kinder unter 14 Jahren kostenlose Sitzplatzreserven möglich waren.
Steffen Bilger, CDU-Bundestagsabgeordneter, unterstreicht in einem Interview die mögliche Gefahr eines erheblichen Imageverlusts der Bahn und führt an, dass nun ausgerechnet jene hart getroffen werden, die auf erschwingliche Mobilität angewiesen sind. Sein Kollege, Stephan Stracke, warnt vor negativen Konsequenzen zu Beginn der Sommerferien und möglichen Alternativen wie der vermehrten Nutzung von Autos statt der Bahn.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch hofft derweil auf ein Umdenken bei der Bahn, da der Konzern nicht in einer Position sei, durch Preissteigerungen Kunden zu vergraulen. Der Verband Deutscher Freizeitparks fordert in einem offenen Brief die Deutsche Bahn auf, familienfreundliche Maßnahmen zu erhalten und zukünftige Kundenbindung zu berücksichtigen.
Die Bahn hält dennoch an ihren Plänen fest und hebt hervor, dass Kinder bis 14 Jahren mit Begleitung nach wie vor ohne Ticketkosten reisen können, betont jedoch den geringen Anteil der bisherigen Familienreservierungen.