Autobranche in der Krise: Städtische Haushalte unter Druck
Die Städte Wolfsburg, Ingolstadt und Stuttgart stehen vor finanziellen Herausforderungen. Die langjährige Abhängigkeit von der Automobilindustrie, einst ein Segen für die Kassen vieler Städte, wird nun zum Problem. Aufgrund der aktuellen Krise in der Automobilbranche sehen sich diese Städte mit sinkenden Gewerbesteuereinnahmen konfrontiert.
Studien-Mitautor René Geißler von der Technischen Hochschule Wildau betont, dass insbesondere Städte mit einer hohen Anzahl von Automobilunternehmen die Auswirkungen der wirtschaftlichen Abkühlung spüren. Der Wirtschaftsrückgang trifft die Haushalte schwer. So muss die Stadt Stuttgart für den Doppelhaushalt 2026/27 ein Defizit von fast 800 Millionen Euro einplanen. Oberbürgermeister Frank Nopper beschreibt die Situation als eine „kontrollierte, aber deutlich spürbare Bremsung“.
Auch Weissach, bekannt für das Porsche-Entwicklungszentrum, sieht sich mit einem drastischen Rückgang der Gewerbesteuereinnahmen konfrontiert und korrigiert die Prognosen von 65 Millionen auf drei Millionen Euro für 2025. In Sindelfingen, stark mit Mercedes verbunden, wird ein Rückgang der Steuereinnahmen um ein Viertel auf nunmehr 148 Millionen Euro erwartet.
In Wolfsburg, der Heimat von Volkswagen, sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer bereits um 40 Prozent auf 151 Millionen Euro eingebrochen. Die Stadt plant Sparmaßnahmen für die kommenden Jahre, da ein weiterer Rückgang erwartet wird. Auch Ingolstadt, Sitz der VW-Tochter Audi, erlebt einen Einbruch bei den Gewerbesteuereinnahmen und rechnet bis 2026 mit einem Defizit von bis zu 80 Millionen Euro.
Die Krise betrifft nicht nur traditionelle Auto-Städte, sondern auch Rüsselsheim, wo Opel seinen Sitz hat. Der Niedergang des Herstellers hinterlässt ein Loch von 85 Millionen Euro im städtischen Haushalt. In Zwickau erwartet man ebenfalls sinkende Gewerbesteuern, obwohl die Kommune noch von Rücklagen profitieren kann.
Trotz ihrer Schwierigkeiten stehen die Automobilstandorte im Vergleich zu anderen Städten finanziell noch vergleichsweise gut da, betont René Geißler. Doch das etablierte Anspruchsdenken in diesen Städten könnte eine Umstellung erfordern, wenn die Einnahmen weiter sinken.

