Ausnahmezustand in Ecuador
Quito (dpa) - Angesichts einer Meuterei tausender Polizisten hat der ecuadorianische Präsident Rafael Correa den Ausnahmezustand über das südamerikanische Land verhängt. Der linksgerichtete Staatschef war am Donnerstag in Quito von wütenden Polizisten angegriffen und verletzt worden.
Daraufhin wurde er in ein nahe gelegenes Polizei- Krankenhaus gebracht. Während die Leitung der Klinik betonte, er werde dort nicht gegen seinen Willen festgehalten, riefen Mitglieder der Regierung dazu auf, den Präsidenten zu «befreien». Es handelt sich um die schwerste Krise seit dem Amtsantritt Correas 2007. Die meuternden Polizisten protestieren gegen finanzielle Einbußen.
Der oberste Militär, General Luis González, stellte sich demonstrativ hinter den Staatschef. «Die Streitkräfte befolgen die Befehle des Oberbefehlshabers, des Präsidenten Rafael Correa», sagte der General.
Correa, der Umfragen zufolge großen Rückhalt in der Bevölkerung genießt, hatte noch versucht, die Meuterer umzustimmen. Dabei musste er aber von seiner Leibwache vor den Polizisten in Sicherheit gebracht werden. Im Fernsehen war zu sehen, wie eine Tränengasgranate in unmittelbarer Nähe des Kopfes von Correa explodierte. Der Staatschef, der erst vor kurzem am Knie operiert worden war, verlor eine seiner Krücken und musste in ein bereitstehendes Auto getragen werden. Helfer streiften ihm eine schwarze Gasmaske über.
Im Polizei-Krankenhaus wurde der Präsident über einen Tropf mit Serum versorgt. Von dort aus warf er in einem Telefoninterview der Opposition vor, die Krise durch Falschinformationen ausgelöst zu haben. Unter seiner Regierung seien die Gehälter der Polizisten verdoppelt worden, betonte Correa. Zugleich sagte er, meuternde Polizisten hätten versucht, in sein Krankenzimmer einzudringen.
Die meuternden Polizisten hatten sich in der größten Polizeikaserne der Hauptstadt Quito verbarrikadiert. Auch der Flughafen wurde von Sicherheitskräften besetzt. Aus verschiedenen Landesteilen berichteten örtliche Medien von Plünderungen. Schulen, Banken und Geschäfte wurden geschlossen.
Ein Sprecher der Meuterer rief seine Kollegen auf, sich ruhig zu verhalten. Im Beisein mehrerer Polizeigeneräle forderte der Polizist Florencio Ruiz jedoch zugleich die Rücknahme des Gesetzes, das die Streichung der Vergünstigungen und weniger Beförderungen für Polizisten vorsieht.
Der für dramatische Gesten bekannte Staatschef hatte sich am Morgen vor den johlenden Beamten die Krawatte vom Hals gerissen und das Hemd aufgeknöpft, um zu zeigen, dass er keine kugelsichere Weste trägt. «Wenn ihr den Präsidenten töten wollt, dann tötet ihn. Aber ich weiche nicht zurück», sagte Correa. Vom Krankenhaus aus meinte er: «Sie können mich umbringen, aber es werden tausende weitere Revolutionäre kommen und das Vaterland verteidigen». Vor dem Krankenhaus versammelten sich tausende Anhänger der Regierung. Sie wurden jedoch von meuternden Polizisten am Betreten des Krankenhauses gehindert.