Analyse: Dänen mit ihrem Latein am Ende
Das ließ der Kopenhagener Regierungschef Lars Løkke Rasmussen am Donnerstag verlauten. Währenddessen rollen Spitzenpolitiker aus aller Welt - vom iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad bis zu US- Außenministerin Hillary Clinton und der am Nachmittag erwarteten Kanzlerin Angela Merkel an - und müssen fast wieder von vorn anfangen.
Anderthalb Wochen Gipfel-Verhandlungen unter dänischer Führung mussten «fünf vor zwölf» ergebnislos abgebrochen werden. Immer zorniger und verbitterter kam die Kritik aus den in der Gruppe G77 zusammengeschlossenen Entwicklungs- und Schwellenländern an der Verhandlungsführung vor allem von Rasmussen als Tagungspräsident, der am Mittwoch seine Ex-Klimaministerin Connie Hedegaard abgelöst hatte.
Ihm wurde einseitige Parteinahme für die reichen Länder vorgeworfen. «Wir werden hier ganz einfach übergangen, lasst uns das Theater abbrechen,» rief in der Nacht der Chefdelegierte von Mauritius vor dem Plenum aus. Ebenso bitter äußerten sich andere Sprecher Afrikas, ehe sie durch die kalte Kopenhagener Nacht in ihre Hotels verschwanden. Umgekehrt warf Australiens Regierungschef Kevin Rudd dieser Staatengruppe «Blockade um der Blockade willen» vor.
So entscheidende Länder wie China, Indien, Südafrika und Brasilien erschienen danach noch nicht einmal zu Vermittlungsgesprächen, die die schwedische EU-Ratspräsidentschaft arrangiert hatte. Offen Optimismus verbreitete allenfalls noch Umweltminister Norbert Röttgen: «Es bleibt auch noch Zeit und Chance, die Verhandlungen zum Ergebnis zu führen.»
In den Kopenhagener Verhandlungshallen herrschte nach der dänischen Aufgabe eine gespannte Atmosphäre, fernab von Resignation, aber auch nicht frohgemut. Die große Frage lautet: Kann die gewaltige «Elefantenrunde» trotz der extrem kurzen Zeit von anderthalb Tagen das Ruder mit neuen Ideen und vielleicht spontanen Kompromissen noch herumreißen?