Zollitsch: Spitzen-Einkommen stärker besteuern

Andechs (dpa) - Die katholische Kirche pocht beim Sparkurs der Bundesregierung auf soziale Ausgewogenheit und plädiert deshalb für höhere Steuern auf Spitzen-Einkommen.

«Wir wissen alle, dass wir sparen müssen», sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Sonntag im oberbayerischen Andechs. Aber die starken Schultern müssten dabei selbstverständlich auch größere Lasten tragen. Nach Ansicht von Zollitsch sollten die Steuern für reiche Bürger deshalb erhöht werden.

Er habe es sehr bedauert, dass sich einige Parteien im vergangenen Bundestagswahlkampf strikt auf ein Nein zu Steuererhöhungen festgelegt hätten. Spätestens jetzt sei erst einmal ein Kassensturz notwendig. Mit der größeren Belastung stärkerer Schultern denke er nicht an die mittleren, sondern an die wirklich großen Einkommen, sagte Zollitsch nach einem Gottesdienst zur Andechser Dreihostienwallfahrt.

«Wir müssen unsere Stimme erheben, wo die Gefahr besteht, dass die anderen, die Armen, die Schwachen und Benachteiligten übersehen werden», hatte Zollitsch zuvor bereits in dem Gottesdienst betont. «Deshalb können wir auch in der aktuellen Spardebatte nicht schweigen.» Es gelte sich dafür einzusetzen, «dass es für alle ein menschenwürdiges Leben und Arbeiten gibt».

Entgegen den schwarz-gelben Sparplänen sprach sich Zollitsch dafür aus, dass für Hartz-IV-Empfänger auch künftig Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt werden. Alles andere verschiebe die Probleme nur in die Zukunft und verstärke dann die Altersarmut, sagte Zollitsch nach dem Gottesdienst vor Journalisten. Ebenso wandte sich der Freiburger Erzbischof gegen Kürzungen beim Erziehungsgeld.

Möglicherweise werde es entgegen bisherigen Überlegungen doch kein neues Sozialwort der katholischen und evangelischen Kirche geben, kündigte Zollitsch an. Man sei im Gespräch, ob ein großes Symposium zur sozialen Lage nicht besser sei, weil man das schneller organisieren könne. Die Entscheidung darüber solle noch im Sommer fallen.

Die Kirche werde «die nicht aus dem Blick verlieren, die keine Lobby haben und nicht mit dem hohen Tempo in unserer Gesellschaft mithalten können», versicherte Zollitsch. Er rief die Christen zu beherztem Engagement in der Gesellschaft auf. «Es ist der christliche Hunger und Durst nach Gerechtigkeit», der die Christen zum Handeln motiviere. Für eine Kirche, die sich auf Jesus Christus berufe, sei Solidarität mit den Schwachen eine tragende Säule. Der christliche Glaube sei kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis. «Christ sein drückt sich in der Art des Umgangs miteinander aus, im konkreten Reden und Tun», betonte Zollitsch. «Damit steht und fällt die Strahlkraft des Christentums.»

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz trifft sich an diesem Montag und Dienstag im Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Zentraler Punkt werde dabei nochmals die Überarbeitung der kirchlichen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in den eigenen Reihen sein, sagte Zollitsch. Heikler Punkt sei dabei, ob man eine generelle Pflicht zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft vorsehen solle. Denn das könnte mögliche Opfer, die anonym bleiben wollen, davon abhalten, sich bei Verantwortlichen der Kirche zu melden. Denkbar sei deshalb, eine Anzeigepflicht vorzusehen, diese aber von der Zustimmung des Opfers abhängig zu machen.

Kirchen / Haushalt / Steuern
20.06.2010 · 15:10 Uhr
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