Wulff wollte «Bild»-Bericht verhindern

02. Januar 2012, 20:45 Uhr · Quelle: dpa

Berlin (dpa) - Bundespräsident Christian Wulff gerät wegen seines Umgangs mit den Medien in der Kreditaffäre zusätzlich unter Druck.

Wie die «Bild»-Zeitung am Montag bestätigte, versuchte Wulff im Dezember persönlich, die erste Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Bei «Bild»-Chefredakteur Kai Diekmann habe er mit strafrechtlichen Konsequenzen für den verantwortlichen Redakteur gedroht. Auch bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte Wulff erfolglos, bestätigte der Verlag. Journalistenverbände reagierten mit Kritik. Wulff äußerte sich zu dem konkreten Vorgang am Montag nicht.

Über die telefonische Intervention Wulffs hatte zunächst die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichtet, danach am Montag noch ausführlicher die «Süddeutsche Zeitung» (SZ). Demnach drohte Wulff am 12. Dezember «Bild»-Chefredakteur Diekmann den «endgültigen Bruch» mit dem Springer-Verlag an - für den Fall, dass diese «unglaubliche» Geschichte tatsächlich erscheine. Damit werde «der Rubikon überschritten». Auch die Formulierung «Krieg führen» sei gefallen. Wulff hinterließ den Protest auf Diekmanns Handy-Mailbox.

Der Anruf erfolgte einen Tag bevor «Bild» den ersten Bericht zum umstrittenen 500 000-Euro-Kredit durch das befreundete Unternehmer-Ehepaar Geerkens veröffentlichte. Der Bundespräsident soll deswegen auch bei der Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer interveniert haben: Wie «Cicero»-Chefredakteur Michael Naumann in der Online-Ausgabe des Magazins am Montag schrieb, versuchte Wulff offenbar auch mit diesem Telefonat, die «Bild»-Berichterstattung zu verhindern - erneut ohne Erfolg. Ein Springer-Sprecher sagte dazu am Abend auf Anfrage: «Dazu ist uns nichts bekannt.»

Wie «Bild» (Dienstag) berichtet, hatte Wulff zunächst versucht, Diekmann direkt zu erreichen. «Als das nicht gelang, hinterließ der Bundespräsident eine längere Nachricht auf der Handy-Mailbox des Chefredakteurs.» Der Bundespräsident habe sich «empört über die Recherchen zu dem Hauskredit» gezeigt. Zwei Tage nach der ersten Veröffentlichung habe Wulff dann in einem Telefonat mit Diekmann persönlich um Entschuldigung für Ton und Inhalt seiner Äußerungen auf der Handy-Mailbox gebeten.

Das Bundespräsidialamt bezog dazu am Montag nicht konkret Stellung, sondern teilte lediglich mit: «Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut. Er hat deshalb zu den Krediten für sein Eigenheim und zu Urlaubsaufenthalten Transparenz hergestellt, Erklärungen abgegeben und mehrere hundert Medienanfragen beantwortet. Über Vieraugengespräche und Telefonate gibt der Bundespräsident aber grundsätzlich keine Auskunft.»

Der Deutsche Journalisten-Verband DJV und die Deutsche Journalisten-Union dju kritisierten das Verhalten Wulffs. «Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen», sagte der DJV-Vorsitzende Michael Konken am Montag. «Das müsste niemand besser wissen als der erste Mann im Staat.» «Auch der Bundespräsident muss sich selbstverständlich kritische Berichterstattung gefallen lassen», betonte der dju-Vorsitzende Ulrich Janßen.

Die «Bild» hatte am 13. Dezember erstmals gemeldet, dass sich der damalige niedersächsische CDU-Ministerpräsident Wulff 2009 bei den Geerkens 500 000 Euro geliehen hatte. Über die versuchte Einflussnahme des Bundespräsidenten im Dezember berichtete das Blatt nicht. Wulff wusste damals, dass Medien seit Monaten Hinweisen auf die Finanzierung des Einfamilienhauses in Burgwedel bei Hannover nachgingen. Ein Rechtsstreit darüber war durch alle Instanzen gegangen, erst der Bundesgerichtshof hatte die Einsicht für Journalisten in das Grundbuch genehmigt.

Als niedersächsischer Ministerpräsident sei Wulff einen positiveren Umgang der Springer-Medien mit ihm gewohnt gewesen, daher habe ihn die «Bild»-Veröffentlichung geschockt, schrieb die SZ weiter. Das Verhältnis habe sich aber schon im Präsidentenwahlkampf abgekühlt, als die Springer-Presse Sympathien für den rot-grünen Gegenkandidaten Joachim Gauck zeigte.

Aus der Opposition in Berlin hält die Kritik an. SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil verlangte, Wulff müsse schnellstmöglich Klarheit schaffen. «Die Salamitaktik von Herrn Wulff im Umgang mit dieser Situation muss endlich ein Ende haben.» Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Aydan Özoguz sagte dem «Hamburger Abendblatt»: «Dass Herr Wulff nicht sofort reinen Tisch gemacht hat, schadet der ganzen politischen Klasse.»

Bei der Staatsanwaltschaft in Hannover sind unterdessen elf weitere Strafanzeigen gegen Wulff eingegangen. «Unsere Prüfung hat aber ergeben, dass kein Anfangsverdacht für eine Straftat vorliegt», hieß es am Montag aus der Behörde. Es gebe weiterhin keine Ermittlungen. Die Zahl der Strafanzeigen gegen Wulff liege nun bei insgesamt 20, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Lendeckel.

Bundespräsident / Medien
02.01.2012 · 20:45 Uhr
[17 Kommentare]
Nahostkonflikt - Chan Junis
Tel Aviv (dpa) - Erstmals seit Anfang März kommen wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen - sie haben die notleidenden Menschen vor Ort laut UN aber noch nicht erreicht. Die Hilfsgüter befänden sich unter anderem wegen fehlender Genehmigungen noch in einem von den Israelis kontrollierten Bereich hinter dem Grenzzaun, sagte der Sprecher der Vereinten Nationen, Stéphane Dujarric. Derweil stocken […] (00)
vor 6 Minuten
Gesundheit wird nicht mehr nur über Quantität, sondern zunehmend über Qualität definiert. Viele Menschen spüren intuitiv, dass sie sich mit ständiger Aktivität eher auslaugen als aufbauen – körperlich wie mental. Es geht um ein neues Verständnis von Wohlbefinden, in dem bewusste Reduktion, Achtsamkeit und sanfte Routinen eine zentrale Rolle spielen. In dieser neuen Perspektive zeigt sich, dass […] (00)
vor 8 Stunden
Entwicklerkonferenz Google I/O
Mountain View (dpa) - Google hat neue Prototypen von Computer-Brillen vorgestellt, die Informationen ins Blickfeld der Nutzer einblenden können. In der Demonstration tauchten in der schlanken Brille etwa Routenanweisungen und Fotos auf. Auch konnten sich zwei Personen in verschiedenen Sprachen miteinander unterhalten. Die Brille blendete jeweils die Übersetzung in Englisch ein. «Untertitel für die […] (00)
vor 2 Stunden
playstation, controller, video games, gaming, gray video, gray videos, gray gaming, gray game, gray games, playstation, playstation, playstation, playstation, playstation
Das südkoreanische Entwicklerstudio Shift Up hat offiziell eine Fortsetzung seines Action-Adventures Stellar Blade (PS5, PC) angekündigt. Der Nachfolger soll noch vor 2027 erscheinen. Die Entscheidung folgt auf den Erfolg des ersten Teils, der ursprünglich exklusiv für die PlayStation 5 veröffentlicht wurde und jetzt am 11.06.25 auch für den PC erscheint: Diese Version bietet technische […] (00)
vor 4 Stunden
Apple setzt «Women in Blue» fort
Die spanischsprachige Fernsehserie aus Mexiko wird im Jahr 1971 fortgesetzt. Women in Blue sind zurück, um zu beenden, was sie begonnen haben. Apple TV+ gab heute bekannt, dass seine vielgelobte spanischsprachige Krimiserie verlängert wurde. Die für den Ariel Award nominierte Bárbara Mori wird erneut die Hauptrolle der María übernehmen, an ihrer Seite spielen Ximena Sariñana, Natalia Téllez und Amorita Rasgado. Die achtteilige zweite Staffel […] (00)
vor 4 Stunden
Deutschland - Dänemark
Herning (dpa) - Deutschland scheitert am Minimalziel: Die Nationalmannschaft hat bei der Eishockey-Weltmeisterschaft erstmals seit sieben Jahren den Sprung ins Viertelfinale verpasst. Nach dem 1: 2 (0: 0, 1: 0, 0: 1) nach Penaltyschießen gegen Dänemark rutschte das Team von Bundestrainer Harold Kreis in der Gruppe B hinter dem Co-Gastgeber auf Platz fünf und steht erstmals seit der WM 2018, […] (04)
vor 4 Stunden
man, business, adult, suit, bitcoin, cryptocurrency, blockchain, crypto, formal, confident, corporate, success, lifestyle, modern, executive, gray business, gray company, bitcoin, bitcoin, cryptocurrency, crypto, crypto, crypto, crypto, crypto
Dogecoin befindet sich in einer kritischen Phase, da es unterhalb des Widerstands bei 0,26 $ konsolidiert und nach einer scharfen Ablehnung in der letzten Woche steigenden Druck ausgesetzt ist. Seit dem Erreichen eines lokalen Hochs am 10. Mai ist DOGE um über 18% gefallen und hat damit einen Teil der Zugewinne aus der beeindruckenden Rallye, die Anfang April begann, wieder abgegeben. Die […] (00)
vor 1 Stunde
Spectra übernimmt Compmall und stärkt Marktposition im Bereich Industrie-PC
Reutlingen/München, 20.05.2025 (PresseBox) - Die Spectra GmbH & Co. KG, führender Anbieter im BereichIndustrie-PC und Automation, gibt die Übernahme der in Münchner ansässigen COMP MALL Computer-Vertriebs GmbH bekannt. Mit der Eingliederung des seit 1993 am Markt etablierten Industrie-PC-Spezialisten erweitert Spectra gezielt ihr Portfolio und unterstreicht ihre strategische Ausrichtung als leistungsstarker Hersteller von maßgefertigten […] (00)
vor 10 Stunden
 
Frau mit Smartphone (Archiv)
Potsdam - Der neue Eigentümer der Outdoor-App Komoot wehrt sich gegen Kritik an der Übernahme […] (00)
Johannes Fechner (Archiv)
Berlin - Die SPD-Fraktion will klare Regeln in der Geschäftsordnung des Bundestags verankern, […] (00)
Polens Präsidentenwahl: Was Europa bei einer Niederlage Trzaskowskis verliert
Eine Wahl – und zwei entgegengesetzte Richtungen Donald Trump posiert im Oval Office mit Karol […] (00)
Vorstellung Fallzahlen für Politisch Motivierte Kriminalität (PMK) am 20.05.2025
Berlin - Die Zahl der politisch motivierten Straftaten in Deutschland ist im Jahr 2024 erneut […] (04)
Tom Cruise würde liebend gern mit Michael B. Jordan zusammenarbeiten.
(BANG) - Tom Cruise würde liebend gern mit Michael B. Jordan zusammenarbeiten. Der 62-jährige […] (00)
Trump gegen Walmart: Weißes Haus zwingt Handelsriesen zu Zugeständnissen bei Zollkosten
Walmart, mit einem Jahresumsatz von 648 Milliarden Dollar der weltgrößte Einzelhändler, ist […] (00)
toys, games, gaming, street fighter, street fighter, street fighter, street fighter, street fighter, street fighter
Mit der Switch 2 bringt Nintendo eine überarbeitete Funktion zurück, die das Auffinden verlegter […] (00)
AGON by AOC – Spitzenplatz weltweiten Ranking der Gaming-Monitormarken
AOC, ein weltweit führender Anbieter von Display-Technologie, blickt auf ein starkes Jahr 2024 […] (00)
 
 
Suchbegriff