WHO warnt vor Einfluss der Tabakindustrie und fordert stärkere Regulierung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Alarm geschlagen und darauf hingewiesen, dass die Tabakindustrie gezielt versucht, Maßnahmen zur Eindämmung von Tabak- und Nikotinkonsum zu beeinflussen und zu untergraben. Im Vorfeld der Konferenz der Vertragsstaaten der Anti-Tabak-Konvention (FCTC) sorgte ein angeblich geplanter Vorstoß der EU, Filterzigaretten zu verbieten, für Wirbel in den Medien. Diese Berichte wurden allerdings von der EU dementiert. Etienne Krug, Direktor der WHO-Abteilung für Tabak, betonte die Notwendigkeit, sich der Einmischung der Industrie bewusst zu sein. Ein Verbot von Filterzigaretten würde die WHO begrüßen, jedoch solle dies keinesfalls von der dringend notwendigen Erhöhung der Tabaksteuern ablenken, die laut Krug einen deutlich größeren Einfluss auf die Reduktion des Tabakkonsums hätte. Die Konferenz in Genf setzt hohe Erwartungen an die teilnehmenden Staaten, entschlossen gegen die Einflüsse der Tabakindustrie vorzugehen.
Deutschland hinkt hinterher: In den Berichten der WHO schneidet Deutschland regelmäßig schlecht ab, wenn es um Fortschritte im Kampf gegen Tabak- und Nikotinkonsum geht. Die derzeitige Besteuerung sei unzureichend und sollte mindestens 75 Prozent des Verkaufspreises ausmachen, so die Organisation. Zudem bleibt die Empfehlung zur Einführung neutraler Verpackungen ohne Markenlogos bislang unbeachtet.
Unterstützung durch die Deutsche Krebshilfe: Die Deutsche Krebshilfe unterstützt die WHO in ihren Forderungen und mahnt ebenfalls zu drastischen Maßnahmen. Ulrike Helbig, Leiterin des Berliner Büros der Deutschen Krebshilfe, hebt hervor, dass die Tabakindustrie stets neue Produkte wie aromatisierte Vapes entwickelt, die vor allem junge Menschen ansprechen und früh abhängig machen. Helbig spricht sich für ein Verbot von Aromastoffen und Filtern aus, um den Konsum einzuschränken. Jährlich sterben in Deutschland 127.000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, während jeder fünfte neu diagnostizierte Krebsfall auf Tabak und Nikotin zurückzuführen ist. Die wirtschaftlichen Kosten durch Gesundheitsausgaben und Verdienstausfälle übersteigen die Einnahmen aus der Tabaksteuer um ein Vielfaches.

