Wahlkrimi in den Niederlanden: Wilders und D66 gleichauf – Linksbündnis-Chef Timmermans tritt zurück
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Signalwirkung
Für Wilders ist das Resultat eine Enttäuschung: Seine PVV, die zuletzt Teil einer kurzlebigen Rechtskoalition war, verlor deutlich an Zustimmung. „Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft“, schrieb der Islamkritiker auf X. Dennoch bleibt seine Partei zweitstärkste Kraft – und könnte bei den letzten Auszählungen noch die Führung übernehmen.
D66 hingegen verzeichnet einen bemerkenswerten Aufschwung und hat ihre Sitzzahl fast verdreifacht. Spitzenkandidat Rob Jetten (38) gilt nun als aussichtsreichster Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten – vorausgesetzt, ihm gelingt die Bildung einer stabilen Regierungsmehrheit.
Koalitionspoker in Den Haag
Die Bildung einer neuen Regierung wird schwierig: Nach Wilders’ Bruch der letzten Koalition im Juni lehnen alle großen Parteien eine erneute Zusammenarbeit mit ihm ab. Die liberalkonservative VVD kommt auf 22 Sitze, das rot-grüne Bündnis GroenLinks-PvdA auf 20 Mandate, gefolgt von den Christdemokraten mit 18. Insgesamt ziehen 15 Parteien ins Parlament ein – das zersplitterte politische System der Niederlande macht Koalitionsverhandlungen traditionell kompliziert.
Das Ende einer Hoffnung: Timmermans tritt ab
Eine der größten Überraschungen des Wahlabends ist der Rücktritt von Frans Timmermans, Spitzenkandidat des linken GroenLinks-PvdA-Bündnisses. Nach dem enttäuschenden Ergebnis erklärte der 64-Jährige in Rotterdam seinen Rückzug: „Es ist mir nicht gelungen, genug Menschen davon zu überzeugen, uns ihre Stimme zu geben.“
Timmermans war einst Vizepräsident der EU-Kommission und kehrte 2023 nach Den Haag zurück, um Premierminister zu werden – ein Ziel, das er nun verfehlt hat.
Ein Land im Umbruch
Mit dem Patt zwischen D66 und PVV steht die Niederlande vor schwierigen Wochen. Ob Rob Jetten das Land aus der politischen Blockade führen kann oder ob Geert Wilders trotz allem wieder Einfluss gewinnt, bleibt offen. Sicher ist nur: Das Ergebnis markiert das Ende alter Mehrheiten – und den Beginn einer neuen, unberechenbaren Phase niederländischer Politik.


