Vatikan: Keine Rückkehr von Mixa als Bischof

Augsburg/Rom (dpa) - Paukenschlag von Walter Mixa: Der ehemalige Augsburger Oberhirte stellt seinen Rücktritt infrage. Er habe die Entscheidung nur unter großem Druck von außen getroffen, sagte Mixa der Tageszeitung «Die Welt» (Mittwoch). Der Druck auf ihn sei «wie ein Fegefeuer» gewesen.

«Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus.» Massive Vorwürfe machte er dabei dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Mixa erwägt, die Vorgänge um seinen Rücktritt vom päpstlichen Gerichtshof untersuchen zu lassen. Der Vatikan stellte diplomatisch formuliert, aber doch unmissverständlich klar, dass es es eine Rückkehr Mixas auf den Bischofsstuhl nicht geben wird.

«Papst Benedikt XVI. wird Walter Mixa in den kommenden Wochen empfangen», teilte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Mittwoch in Rom mit. «Es ist aber nicht absehbar, dass die Annahme seines Rücktritts zur Diskussion gestellt wird.» Im Radio Vatikan bekräftigte Lombardi später, es sei «nicht anzunehmen, dass die Entscheidung des Papstes noch einmal geändert werde». Benedikt hatte am 8. Mai Mixas Rücktrittsgesuch akzeptiert.

Mixa sagte der Zeitung, er habe am 21. April eine bereits vorgefertigte Rücktrittserklärung unterschrieben. «Drei Tage später habe ich sie in einem Schreiben an den Papst widerrufen.»

Der Augsburger Diözesanrats-Vorsitzende Helmut Mangold verwies darauf, dass Mixas Widerruf dem Papst vorgelegen habe, aber bei dessen Annahme des Rücktrittsgesuchs am 8. Mai offenbar keine wesentliche Rolle gespielt habe. Deshalb dürfe der Rücktritt jetzt nicht wieder in Zweifel gezogen werden, sagte Mangold der Nachrichtenagentur dpa. In dieser Frage gebe es kein Zurück mehr, weil ansonsten die Autorität päpstlicher Entscheidungen beschädigt würde.

Nach dem Kirchenrecht kann sich Mixa ohnehin nicht ins Amt zurückklagen, wie der Kirchenrechtler Prof. Klaus Lüdicke in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa klarstellte. Mixa könne an der «Rota Romana» im Vatikan nur sein Rücktrittsgesuch anfechten, aber nicht die Entscheidung des Papstes, den Rücktritt anzunehmen. «Man kann prinzipiell Willenserklärungen anfechten, die aus einem Irrtum heraus ergangen sind oder unter Druck zustande kamen», betonte Lüdicke, der als Professor für katholisches Kirchenrecht viele Jahre an der Universität Münster lehrte. «Das Amt hat Mixa trotzdem verloren.» Allein der Papst könnte ihn wieder zum amtierenden Bischof machen.

Mixa hatte nach Prügelvorwürfen ehemaliger Heimkinder und Vorwürfen einer Zweckentfremdung von Stiftungsgeldern für Waisenhauskinder beim Papst um seine Amtsentpflichtung gebeten. Vorermittlungen zu Missbrauchsvorwürfen hat die Staatsanwaltschaft eingestellt, die Prügelvorwürfe aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen bestehen aber weiter. Diese Vorgänge sind strafrechtlich aber verjährt.

Mixa warf Marx und Zollitsch vor, deren Verhalten «hätte brüderlicher sein müssen». Stattdessen seien sie «zum Papst geeilt und haben ihm den sogenannten Missbrauchsfall vorgetragen, der de facto auf nichts mehr beruhte als auf acht handschriftlichen Sätzen einer höchst dubios hingekritzelten Notiz». Der Inhalt sei haltlos gewesen, wie die eingeschaltete Staatsanwaltschaft festgestellt habe. «Damit durften die doch nicht den Papst unter Zugzwang setzen.»

Marx ließ diese Vorwürfe scharf zurückweisen: «Es ist alles rechtmäßig gelaufen, darüber hinaus gibt es nichts zu sagen», sagte der Sprecher des Münchner Erzbistums und der bayerischen Bischofskonferenz, Bernhard Kellner, der Nachrichtenagentur dpa. «Nicht zuletzt im Interesse von Bischof emeritus Mixa sehen wir davon ab, Einzelheiten öffentlich auszubreiten.» Man wünsche Mixa gute Genesung: «Sein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik war ein wichtiger erster Schritt.» Mixa hatte sich nach seinem Rücktritt vorübergehend in ein Schweizer Sanatorium begeben. «Den Äußerungen aus München ist nichts hinzuzufügen», sagte ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.

Die Reformbewegung «Wir sind Kirche» appellierte an Mixa einzusehen, dass er nicht zur Belastung für die ganze katholische Kirche in Deutschland werden dürfe. Man habe den Eindruck, dass sich Mixa weiterhin von miserablen Beratern beeinflussen lasse. Er müsse einsehen, dass das Wohlergehen seiner früheren Diözesen Eichstätt und Augsburg wichtiger sei als seine persönlichen Ambitionen, sagte «Wir sind Kirche»-Sprecher Christian Weisner.

Der Papst hat nach Darstellung Mixas ihn zum Gespräch eingeladen. «Vor allem will ich mit ihm also besprechen, wie sich die Situation weiter entwickeln soll.» Der frühere Augsburger Oberhirte plant ein Comeback als Priester. «Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein. Auch mit den Gläubigen feiern, Sakramente spenden.»

www.bistum-augsburg.de

Kirchen
16.06.2010 · 18:37 Uhr
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