US-Notenbankpolitik schürt Nervosität an den Anleihemärkten
Der angekündigte Stichtag im globalen Zollstreit entwickelte sich wider Erwarten zu einem ruhigen Ereignis, als Donald Trump die Einführung neuer Zölle auf den 1. August verschob. Diese Entscheidung, die unter anderem Brasilien und Kanada betrifft, löste keine gravierenden Marktreaktionen mehr aus. Raffaele Antacido von der ICF Bank kommentiert, die Märkte hätten sich an Trumps wiederkehrende Drohgebärden gewöhnt, die mittlerweile als Standardverhandlungsinstrument wahrgenommen werden.
Gleichzeitig erlebten die US-Rentenmärkte im Wochenverlauf beachtliche Schwankungen. Die Rendite der 30-jährigen US-Staatsanleihen kletterte zunächst weiter, getragen von positiven Arbeitsmarktdaten und Trumps wiederholten Aufforderungen an Jerome Powell, den Vorsitz der Federal Reserve niederzulegen. Ralf Umlauf von der Helaba bemerkt, dass diese anhaltende Kritik das Vertrauen in die Stabilität der USA als sicherer Hafen für Anleger erschüttern könnte.
Gegen Ende der Woche erholten sich die US-Anleihen, da das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung leichte Hoffnungen auf Zinssenkungen weckte, während Uneinigkeit unter den US-Notenbankern bezüglich der Auswirkungen von Trumps Zollpolitik auf die Inflation offengelegt wurde. Zehn von 19 Notenbankern hielten zwei Zinssenkungen bis Jahresende für wahrscheinlich, während sieben keine Änderungen erwarteten.
Kurzfristige Zinssenkungen in den USA scheinen unwahrscheinlich, so Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Auch Raffaele Antacido sieht aufgrund der positiven Arbeitsmarktdaten derzeit keinen Anlass für die Fed, ihre Zinsen zu senken.
In Europa stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen von 2,54 auf 2,67 Prozent. Der richtungsweisende Bund-Future hielt sich oberhalb der bedeutenden Mai-Tiefs und setzte den Seitwärtshandel fort, wobei das Überwinden wichtiger Widerstände weiteres Potenzial eröffnen könnte.
Der Handel mit Unternehmensanleihen ist geprägt von Interesse an renommierten Konzernen. Anleihen von Mercedes-Benz, Deutsche Post und MTU sind besonders begehrt. Auch Anleihen regionaler Institutionen wie der Freie Hansestadt Hamburg und der NRW Bank zeigen Umsätze, während die abnehmende Liquidität des Sommerlochs die Handelsaktivität beeinträchtigt, wie Tim Oechsner von der Steubing AG berichtet.

