Unternehmen und Asylsuchende zusammenbringen
Pilotprojekt im Main-Tauber-Kreis startet mit der Vermittlung von qualifizierten Asylbewerbern an lokale Unternehmen

(pressebox) Heilbronn, 28.07.2015 - Akteure aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung arbeiten im Main-Tauber-Kreis eng zusammen um den Weg des Arbeitsmarkteinstiegs von qualifizierten Asylsuchenden und Flüchtlingen zu ebnen. Hierzu wurde am vergangenen Freitag das erste Job-Speed-Dating auf dem regionalen Arbeitsmarkt durchgeführt, um Unternehmen und Asylsuchenden eine Plattform zum ersten Kennenlernen zu geben.

Gegenwärtig vergeht kein Tag, an dem es nicht neue Meldungen aus dem Themenbereich Flucht und Asyl zu lesen oder hören gibt. Dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe will sich auch die Wirtschaft annehmen. Die zunehmende Zahl an Menschen, die auf diesem Weg in die Region Heilbronn-Franken kommt geht einher mit einem wachsenden Fachkräftebedarf bei vielen Unternehmen.

Vor diesem Hintergrund wurde bereits im letzten Jahr auf Initiative des Oberbürgermeisters von Wertheim, Stefan Mikulicz, ein Pilotprojekt im Main-Tauber-Kreis initiiert, welches die Arbeitsmarktintegration Asylsuchender und Flüchtlinge zum Ziel hat. In enger Zusammenarbeit möchten die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, die Handwerkskammer Heilbronn-Franken, die IHK-Heilbronn-Franken, das Landratsamt des Main-Tauber-Kreises, der Regionalverband Heilbronn-Franken, die Stadt Wertheim und das Welcome Center Heilbronn-Franken einen Beitrag zur Integration dieses Personenkreises leisten und gleichzeitig dem demographischen Wandel und seinen Folgen entgegenwirken.

Ende März, Anfang April 2015 führte die Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim, gemeinsam mit dem Landratsamt des Main-Tauber-Kreises und dem Welcome Center Heilbronn-Franken Kompetenzerhebungen in den Gemeinschaftsunterkünften für Asylsuchende im Main-Tauber-Kreis durch, um einen Einblick in die Qualifikationsprofile der hier lebenden Asylsuchenden zu erhalten. Eine ausgewählte Gruppe Asylsuchender, die eine Erlaubnis zum Zugang zum Arbeitsmarkt hat, wurde daraufhin in den Vermittlungsprozess der Agentur für Arbeit aufgenommen. In einem weiteren Schritt suchten die beiden Kammern und das Landratsamt Unternehmen, die sich vorstellen können Asylsuchenden und Flüchtlingen die Möglichkeit einer Arbeitsaufnahme in ihrem Unternehmen zu geben.

Um den interessierten Unternehmen und den für den Arbeitsmarkt bereits zur Verfügung stehenden Asylsuchenden eine Plattform des gegenseitigen Kennenlernens zu geben, wurden nun beide Gruppen zu einem Job-Speed-Dating eingeladen. "Wir erhoffen uns auf diesem Weg den einen oder anderen Asylbewerber in eine Beschäftigung zu bringen um so einen Beitrag zur Fachkräftesicherung zu leisten. Aber ebenso möchten wir die Asylbewerber bei ihrer sozialen Integration unterstützen, zu der auch die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt zählt", so Dr. Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH, Projektträger des regionalen Welcome Centers.

Herzlich willkommen geheißen wurde die Gruppe am vergangenen Freitag im Mittelstandszentrum Tauber-Franken in Bad Mergentheim. In anschließenden Branchen-Foren konnten sich die Arbeitsuchenden über die teilnehmenden Handwerksbetreibe und Industrieunternehmen informieren, die Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten mitbrachten. Die bunt gemischte Unternehmensgruppe reichte von einem Maler- und Stuckateurbetrieb über eine Bäckerei bis hin zum Dachdeckerbetrieb.

In Kurzgesprächen lernten sich Betriebe und Arbeitsuchende auf Deutsch und Englisch kennen. Bei Verständigungsschwierigkeiten standen die Akteure des Pilotprojekts ebenso wie muttersprachliche Übersetzer zur Seite, um den vorrangig aus Syrien, Eritrea und Somalia kommenden Asylsuchenden und Flüchtlingen die Gespräche mit den Betrieben zu erleichtern. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim Thekla Schlör unterstreicht: "Neben dem Kennenlernen von potentiellen Bewerbern und Unternehmen ist es mir wichtig, dass wir Erfahrungen sammeln, wie die in den Heimatländern erworbenen beruflichen Kenntnisse hier eingesetzt werden kann".

Auch im Anschluss an das Job-Speed-Dating wird die Agentur für Arbeit den Vermittlungsprozess weiter begleiten. Darüber hinaus unterstützt das Welcome Center Heilbronn-Franken regionale Unternehmen, die Asylsuchenden einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz anbieten bei allen Fragen rund um die Integration des neuen Mitarbeiters in das Unternehmen.

Hintergrund - Rechtliche Änderungen

Mit den Änderungen im Asylverfahrensgesetz und in der Beschäftigungsverordnung dürfen Asylsuchende bereits nach dreimonatigem Aufenthalt im Bundesgebiet arbeiten. Sie haben jedoch weiterhin einen nachrangigen Arbeitsmarktzugang und müssen für eine konkrete Beschäftigung eine Erlaubnis bei der Ausländerbehörde beantragen, für die wiederum eine Zustimmung seitens der Arbeitsverwaltung eingeholt werden muss. Dabei wird neben der Prüfung der Arbeitsbedingungen auch eine Vorrangprüfung durchgeführt. Das heißt die Agentur für Arbeit prüft in einem behördeninternen Verfahren zunächst ob ein geeigneter deutscher Staatsbürger oder ein arbeitsberechtigter Ausländer für die Stelle geeignet ist. Nach einem Aufenthalt von 15 Monaten entfällt diese Vorrangprüfung. Für besondere Berufsgruppen oder auch Hochqualifizierte gibt es weitere Sonderregelungen.

Hintergrund - Welcome Center Heilbronn-Franken

Projektträgerschaft des Welcome Centers Heilbronn-Franken hat die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH (WHF). Diese hat als regionale Wirtschaftsförderungseinrichtung im Rahmen des Fachkräftebündnisses Heilbronn-Franken seit mehreren Jahren die Federführung für das Thema "außerregionale Fachkräfte" übernommen. Finanziert wird das Welcome Center Heilbronn-Franken zu 60% vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg und zu 40% von den Gesellschaftern der WHF. Zu den Gesellschaftern der WHF gehören die Stadt Heilbronn, die Industrie- und Handelskammer Heilbronn-Franken, die Landkreise Heilbronn und Schwäbisch Hall, der Hohenlohekreis, der Main-Tauber-Kreis sowie die Handwerkskammer Heilbronn-Franken und der Regionalverband Heilbronn-Franken.

Das Welcome Center Heilbronn-Franken unterstützt kleine und mittlere Unternehmen bei der Akquise und Integration von ausländischen Fachkräften. Gleichzeitig übernimmt es eine Lotsenfunktion für ausländische Fachkräfte und deren Familien bei der Orientierung in der Region und informiert rund um die Themen Leben, Arbeiten, Bildung und Wohnen in Heilbronn-Franken. Ziel ist es internationale Fachkräfte in der Region willkommen zu heißen und Ihnen das Ankommen zu erleichtern damit sie ihr komplettes Potential entfalten können und die Region nachhaltig kulturell und wirtschaftlich bereichern. Mit dem Patenprogramm soll ein Beitrag geleistet werden, dass sich Fachkräfte in der Region wohl fühlen und somit den Unternehmen auch längerfristig als Fachkräfte zur Verfügung stehen.
Ausbildung / Jobs
[pressebox.de] · 28.07.2015 · 12:30 Uhr
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