Unforeseen Incidents – einer Verschwörung auf der Spur

Das Studio Backwoods Entertainment aus Bochum hat mit Unforeseen Incidents ein kleines, spannendes Adventure auf den Markt gebracht. Trotz einer gewissen Tiefphase, in der Point&Click Adventures ein bisschen aus dem Rampenlicht zurückgetreten sind, waren sie gerade in Deutschland nie gänzlich verschwunden. Daedalic hat das Genre mit „Edna bricht aus“ oder der Deponia-Reihe wieder salonfähig gemacht. Dementsprechend kommen nach und nach immer wieder neue Titel, die mehr als nur einen Blick wert sind. Wie gut das Werk der Entwicklungsschmiede aus dem Ruhrpott geworden ist, schauen wir uns im folgenden mal an.

The Walking Sick

Ihr schlüpft in die Rolle von Harper Pendrell, wohnhaft in Yelltown, dessen Wohnung zugemüllt von seinen Basteleien ist. Technische Spielereien liegen ihm, was im Laufe des Abenteuers noch hilfreich sein dürfte. Die Stadt wird vom Yelltown-Fieber geplagt, einer gefährlichen Krankheit, weswegen die Stadt aktuell von einer Gesundheitsorganisation überwacht wird. Zufällig stolpert ihr über eine infizierte, dem Tode nahe stehende Frau, die euch bittet, eine Kontaktperson an ihrer Stelle aufzusuchen. Augenscheinlich ist die Epidemie nämlich nicht zufällig entstanden und schnurstracks seid ihr einer großen Verschwörung auf der Spur. Nun müsst ihr aufpassen, nicht selber geschnappt zu werden und über vier Kapitel das Geheimnis um das Fieber in Unforeseen Incidents lüften.

Nötig ist dafür die Hilfe der Kontaktperson und eines befreundeten Wissenschaftlers sowie eures eigenen Hirnschmalzes beim Sammeln von Informationen und Kombinieren diverser Gegenstände. Immer mehr Hinweise lassen erkennen, dass die Geschichte bedeutend größer ist, als ihr anfangs vermutet habt. Ihr stoßt auf einen religiösen Kult, korrupte Personen, abgelegene Geheimverstecke, Ablenkungsversuche der Gegenseite, Intrigen und plötzliche Wendungen. Und trotzdem schafft das Spiel es, diese Geschichte nicht zu aufgeblasen wirken zu lassen. Alles bleibt in sich schlüssig und wird nicht zu abgedreht. Nach und nach entwickelt sich einfach ein schön geschriebener Thriller mit euch in der Hauptrolle, für den ihr gute 6-8 Stunden Spielzeit einplanen könnt.

Ein Comic in Bewegung

Sobald ihr in Yelltown landet, dürfte euch der handgezeichnete Stil von Unforeseen Incidents auffallen. Es ist, als würdet ihr einen Comic spielen, die Charaktere wirken rau gezeichnet mit kantigen Merkmalen und dürren Gliedmaßen. Dialoge werden in klassischen Sprechblasen angezeigt und die Gestik und Mimik der Figuren ist sehr minimalistisch. Der Zeichenstil passt gut zur verworrenen und düsteren Geschichte, in die ihr euch begebt. Auch die anfangs dystopisch angehauchten Ortschaften, welche ihr besucht, passen sich so schön in das Gesamtbild ein. An der Präsentation lässt sich kaum etwas bemängeln.

Neben der zwar eigenwilligen, aber stimmigen Optik wurde auch sehr viel Aufwand in die Vertonung gesteckt. Zahlreiche bekannte sowie frische talentierte Synchronstimmen sorgen für ein vollständig eingesprochenes Erlebnis. Auch die englische Sprachausgabe weiß zu überzeugen. Phasenweise war diese mir sogar lieber. Ein mir altbekanntes Problem war nämlich auch hier in der deutsche Synchro zu spüren. Der Einsatz von unterschiedlichen Dialekten mag an sich ganz nett sein, reißt mich persönlich aber oftmals aus dem Spiel. Es wirkt einfach nicht stimmig, wenn ihr in den USA auf einen Schrottplatzbesitzer trefft, der in feinstem Ruhrpottdialekt mit euch spricht. Explizit erkennbare, deutsche Dialekte in einem US-amerikanischen Setting wirken eher überzeichnet anstatt der Diversität zuträglich zu sein.

Unforeseen Incidents: Detektivsimulator?

Neben der Darstellung der Geschichte ist der Kernpunkt eines Adventures natürlich auch das Rätseldesign. Im Optimalfall sind die Rätsel in einem Spiel fordernd, aber trotzdem nachvollziehbar. Die Lösungen sind innerhalb der Spielwelt schlüssig und durch geschickte Kombination der gefundenen Informationen und Gegenstände lösbar. Das klappt in Unforeseen Incidents ziemlich gut. Keines der Rätsel wirkt im Endeffekt so, als seid ihr durch reines Glück auf die Lösung gestoßen. Alles ergibt Sinn. Und trotzdem ist der Fortschritt manchmal etwas zäh. Im Gegensatz zu anderen Genrevertretern ist es hier nämlich nötig, Stift und Papier neben euch liegen zu haben. Wenn ihr auf relevante Hinweise wie zum Beispiel eine wichtige Telefonnummer stoßt, könnt ihr diese nicht automatisch abrufen. Ihr müsst Zahlen und Codes immer manuell eingeben.

Das hierbei entstehende Problem ist dann vor allem, herauszufiltern, welche Informationen ihr am besten verschriftlicht. Natürlich könnt ihr klassisch wie ein Ermittler einfach alles notieren, was so geschieht. Dass das notwendig ist, spricht aber nicht unbedingt für gutes Rätseldesign. Hier können die größten Stolpersteine auftauchen, weil ihr zum Beispiel eine bestimmte Zahlenkombination nicht findet oder nicht deutlich genug darauf verwiesen wird, dass das jetzt wichtig sein könnte. Das streckt unnötigerweise die Spielzeit, wenn ihr ziellos über die Bildschirmausschnitte klickt, um irgendwie eine Lösung zu finden.

Schwierigkeiten im Inventar

Besser funktionieren die Rätsel, für welche ihr eure Items einsetzen müsst. Die führen immer wieder zu befriedigenden Momenten, wenn ihr euch einen Plan überlegt und dieser dann auch astrein funktioniert. Einen Tee mit Hilfe eines Naturkundebuchs zu kochen oder einen eigenen Schutzanzug der bösen Gesundheitsorganisation zu basteln, ist nicht zu leicht, aber nachvollziehbar genug, dass ihr Freude daran habt, diese Aufgaben zu knacken. Unpraktisch ist hier nur die Handhabung des Inventars. Das funktioniert nämlich nur über Drag & Drop.

Ein einfaches Klicken auf ein Item, um es dann zum gewünschten Interaktionsobjekt zu bewegen, wäre deutlich komfortabler gewesen. Vor allem dann, wenn manche der anzuklickenden Punkte, die ihr euch mit der Leertaste zwar immer anzeigen lassen könnt, nicht ganz so einfach zu erwischen sind. So fühlt es sich leider ab und zu an, als hättet ihr nicht die volle Kontrolle in diesem Abenteuer und die Interaktion läuft nicht so wie geplant. Gerade, wenn Unforeseen Incidents euch in eine heikle, für euren Charakter lebensbedrohliche Situation packt, kommt Frust auf.

Fazit

Nichtsdestotrotz kann man mit dem Spiel eine gute Zeit haben. Die Spieldauer hat die optimale Länge, um über technische Mängel hinwegzusehen. Über diesen Zeitraum funktioniert der trockene Humor auch ganz gut. Unforeseen Incidents ist kein Gagfest wie andere Adventures, sondern bleibt seiner ernsten Thematik weitestgehend treu, was zu einem sehr dichten Atmosphäre führt. Kleine, harmlose Sprüche lockern diese immer wieder auf. Es ist aber zu empfehlen, keine Scheu vor kleinen Ratgebern zu haben, wenn ihr mal den eine kleinen Hinweis in einem Zeitungsartikel nicht als solchen erkennt. Dann hält sich der Frust auch in Grenzen und ihr kommt trotzdem gut voran, ohne euch unterfordert zu fühlen. Die geforderten 20€ auf Steam sind absolut berechtigt, um ein sympathisches Spielchen aus dem Ruhrgebiet zu unterstützen. Übertragt die gezeigten Inhalte nur nicht zu sehr auf die Realität. Nicht, dass ihr danach doch spontan mit einem Aluhut durch die Gegend lauft

Gaming
[next-gamer.de] · 17.07.2018 · 16:43 Uhr
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