Trübe Aussichten in Deutschlands Chemiesektor: Ifo-Index stürzt ab
Die Stimmung in der deutschen Chemieindustrie hat einen neuen Tiefpunkt erreicht und liegt nun auf dem schlechtesten Stand seit zwei Jahren. Nach Angaben des Münchner Ifo-Instituts sank der Index im Juli um 9,7 Punkte auf minus 19,2. Besonders die Erwartungen der Unternehmen erfuhren einen drastischen Rückgang: Von zuvor positiven 8,6 Punkten rutschten sie auf minus 9,2 Punkte ab. "Die temporäre Zuversicht auf eine konjunkturelle Erholung in der Chemie ist verpufft", kommentiert Ifo-Expertin Anna Wolf.
Die allgemeine Schwäche der industriellen Konjunktur belastet auch die Nachfrage nach chemischen Erzeugnissen erheblich. Dies spiegelt sich im Auftragsbestand wider, dessen Bewertung ein Niveau erreicht hat, das seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr gesehen wurde. Der aktuelle Index basiert auf Daten, die vor der jüngsten Einigung im Handelskonflikt zwischen der EU und den USA erhoben wurden, und die potenziellen Auswirkungen dieses Zoll-Deals auf die zukünftigen Unternehmensprognosen bleiben schwer abschätzbar, so Wolf.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hatte den Zoll-Deal Ende Juli mit Skepsis betrachtet, und auch Wolf weist darauf hin, dass die eingeführten Zölle auf Chemikalien und Pharmazeutika das US-Geschäft erheblich belasten, auch wenn sich die Wettbewerbsposition der Branche leicht verbessern konnte. Bereits während der Umfrage zeichnete sich ab, dass die Unternehmen weitere Stellenstreichungen planen: Die Beschäftigungserwartungen sind gesunken.

