Taucher am Schiffswrack - Wettlauf gegen die Zeit

Giglio (dpa) - Der dumpfe Knall einer Unterwasser-Explosion schallt über die Bucht von Porto Giglio. Es ist der vierte an diesem Dienstagmorgen. Die Explosion kommt vom Wrack der «Costa Concordia».

Dort versuchen Experten, Löcher in die Wände und Böden des seit Freitag havarierten Kreuzfahrtschiffs zu sprengen und schwere Möbelstücke sowie andere Trümmer aus dem Weg zu schaffen. Dies soll den Rettern die Suche nach Vermissten auf dem riesigen Luxusdampfer erleichtern.

In wenigen Stunden wollen die Sprengstoffexperten mit ihrer Arbeit fertig sein. Dann beginnt die gefährliche Arbeit für Taucher Rene Robben und seine Männer. Der Holländer zieht an seiner Zigarette, während er eine letzte Einsatzbesprechung abhält. Wie viele Glimmstängel er heute schon geraucht hat, weiß Robben nicht. Der untersetzte Chef des Teams von Spezialtauchern strahlt professionelle Ruhe aus: Das ist nicht sein erstes Wrack.

Die Taucher wollen mit einem Motorboot zur «Costa Concordia» fahren, die wenige hundert Meter vor der Küste liegt und noch bis zu 2400 Tonnen Diesel- und Schweröl gebunkert hat. Der Treibstoff muss abgepumpt werden, sonst droht eine Umweltkatastrophe. Doch zunächst hat die Arbeit der Retter Vorrang, die versuchen, sich Zugang ins Innere des 290 Meter langen Wracks zu verschaffen.

Das Schiff war am Freitagabend mit mehr als 4200 Menschen an Bord nahe der Insel Giglio vor der toskanischen Küste gekentert. Der Kapitän wird für das Unglück verantwortlich gemacht, weil er zu nah an die Insel gefahren sein soll. Vier Tage nach dem Unglück wurden immer noch Vermisste gesucht.

Das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere, der Besitzer des Unglücksschiffes, hat Robbens Arbeitgeber, die niederländische Bergungsfirma Smit mit der Entfernung des Treibstoffs beauftragt. Die Firma war bereits an der Bergung der gekenterten Ärmelkanalfähre «Herald of Free Enterprise» im Jahr 1987 beteiligt. Bei dem Schiffsunglück starben damals 193 Menschen.

«Ein Schiff ist ein Schiff», erklärt Robben auf die Frage ob dies für ihn eine besonders heikle Mission sei. «Die Prozedur ist klar. Zuerst birgt man das Öl und dann das Wrack.»

Bei der «Concordia» könne es mehrere Wochen dauern, bis der Treibstoff vollständig aus den Tanks entfernt sei, sagt Marineingenieur Jan Van de Garde. «Und dann, drei Monate, sechs Monate oder sogar ein Jahr, um das Wrack zu bergen. Wie lange genau das weiß nur Gott.»

Der wichtigste Teil der Bergungsarbeiten finde im Kopf statt, erklärt der erfahrene Marineingenieur, der seit dreißig Jahren für die Bergungsfirma im Einsatz ist. Alles stehe und falle mit umsichtiger Planung und dem genauen Befolgen der Prozeduren.

Die Taucher müssen zuerst entscheiden, wo gebohrt werden soll. Dann könne der Treibstoff mit speziellen Behältern abgepumpt werden, erklärt Robben. Je länger der Treibstoff im Schiff bleibt, desto größer das Risiko eines Lecks, fürchten Experten. Ausgetretenes Öl könnte die Gewässer um Giglio verseuchen, wo sich ein Schutzgebiet für Delfine und Tümmler befindet.

Aber noch müssen die Taucher abwarten. Die Arbeit der Retter geht vor. Rauer Seegang, in dem der Kreuzer mehrere Zentimeter sank, haben bereits zweimal zum zeitweisen Abbruch der Rettungsarbeiten geführt. Sollte die «Costa Concordia» sinken, würde dies das Abpumpen des Treibstoffs «sehr verkomplizieren», sagt Van de Garde.

Schifffahrt / Unfälle / Italien
17.01.2012 · 22:41 Uhr
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