Syriens Vielschichtige Konfliktlandschaft: Eine Analyse der jüngsten Entwicklungen
Der jahrelange Bürgerkrieg in Syrien ist in eine neue Phase eingetreten, die die komplexe Natur dieses Konflikts einmal mehr unterstreicht. Die jüngste Großoffensive der Rebellen in Nord-Syrien, die bereits die strategisch wichtige Stadt Aleppo eingenommen haben, hat das Regime von Bashar al-Assad in Bedrängnis gebracht.
Nachdem die Aufständischen die Oberhand gewonnen und das Militär in Aufruhr versetzt hatten, droht nun auch Hama, 120 Kilometer südlich von Aleppo, zu fallen. Zwei bedeutende Rebellengruppen stehen im Mittelpunkt der Offensive: Hayat Tahrir al-Sham und die Syrische Nationalarmee. Erstere hat sich 2017 von Al-Qaida losgelöst und seitdem eine provisorische Regierung in der Provinz Idlib errichtet.
Letztere agiert als türkische Stellvertreterarmee. Diese Gruppen haben in den letzten Jahren an Schlagkraft gewonnen und nutzen moderne Kriegstechnologien wie Drohnen und Spezialeinheiten effizient in ihren Operationen. Sollte Hama fallen, könnte ein Vorstoß Richtung Homs den Hauptversorgungsweg zwischen Damaskus und der Küstenregion, der Hochburg von Assads Alawiten, bedrohen.
Zugleich sichern die Rebellen ihre Stellung in Aleppo, was zu Spannungen mit den kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte im Nordosten des Landes führt. Diese Spannungen spiegeln die politischen Verwicklungen wider, da die Syrische Nationalarmee von der Türkei unterstützt wird, die ihrerseits die Kurdenmiliz als Bedrohung ansieht.
In Aleppo versucht Abu Muhammad al-Jolani, der Anführer von Hayat Tahrir al-Sham, das Vertrauen der dortigen Bevölkerung zu gewinnen. Dennoch bleiben Zweifel, ob seine Abkehr vom Dschihadismus authentisch ist. Unterdessen besteht die Sorge, dass die Rebellenherrschaft unter Hayat Tahrir al-Sham nicht weniger autoritär als das Assad-Regime sein könnte.
Internationale Einflüsse verschärfen diesen Konflikt. Russland und der Iran, Assads engste Verbündete, haben ihre Unterstützung verstärkt, doch die langfristigen Aussichten sind ungewiss. Russland hat seine Präsenz verringert, und der Iran ist durch eigene Konflikte geschwächt.
All dies deutet darauf hin, dass Assads Regime durch interne und externe Faktoren zunehmend unter Druck gerät. Die regionale Dynamik ist im Wandel, zumal die Türkei, die in der Vergangenheit sowohl Rebellen als auch Regierungskräfte unterstütze, möglicherweise ein Interesse an einer diplomatischen Lösung hat, um Flüchtlinge zurückzuschicken und eine Pufferzone zu schaffen.
Allerdings hat Assads starres Regieren weiteren Fortschritt behindert. Unterm Strich sieht sich Syrien einmal mehr einer instabilen und unberechenbaren Zukunft gegenüber, in der die Balance der Kräfte stetig wechselt und der Weg zu einem friedlichen Ende des Konflikts noch lange nicht in Sicht ist.