Stolz auf die digitalen Falten: Der Publisher von Captain Blood verteidigt die schlechten Bewertungen
Eine vergessene Perle der Spielegeschichte hat endlich ihren Weg an die Oberfläche gefunden. Captain Blood, ein Action-Adventure aus den frühen 2000er Jahren, ist nach über zwei Jahrzehnten in der Entwicklungshölle wie ein Geisterschiff auf modernen Plattformen aufgetaucht. Und obwohl die Kritiker ihre Nasen rümpfen, verteidigt der neue Publisher das Spiel mit einer erfrischend ehrlichen Haltung: Die Ecken und Kanten gehören einfach dazu!
Die Odyssee eines digitalen Freibeuters
Die Geschichte von Captain Blood beginnt im Jahr 2003 bei Akella, dem Entwicklerteam hinter dem damaligen Pirates of the Caribbean-Spiel. Ursprünglich als knallharter God of War-inspirierter Hack-and-Slash-Titel für die erste Xbox und PC konzipiert, sollte das Spiel 2006 das Licht der Welt erblicken. Nach einer Verschiebung auf die Xbox 360 kam jedoch der Todesstoß: Publisher Playlogic meldete 2010 Insolvenz an, und Captain Blood versank in den Tiefen des Entwicklungslimbus – scheinbar für immer.
Die Wiederbelebung eines Totgeglaubten
Doch wie es sich für einen wahren Piraten gehört, weigerte sich Captain Blood zu sterben. Der Preservation-Publisher SNEG hat das digitale Wrack geborgen und mit Hilfe der Originalentwickler – die heute unter dem Banner von Seawolf Studio segeln – das Spiel genau so fertiggestellt, wie es in den späten 2000ern erschienen wäre. Abgesehen von notwendigen Bugfixes und Kompatibilitätsanpassungen blieb das Spiel unberührt – eine authentische Zeitkapsel aus einer vergangenen Gaming-Ära.
Der Mut zur ungeschliffenen Authentizität
Die Metacritic-Bewertungen fielen jedoch niedrig aus: 57 Punkte auf der PS5 und magere 45 auf dem PC. Doch SNEG-Mitgründer Oleg Klapovskiy steht zu dieser Bewertung und kontert mit bemerkenswerter Ehrlichkeit: „Wenn man das Spiel nach modernen Standards bewertet, würde ich ihm eine sehr niedrige Punktzahl geben. Ich würde sagen, drei? Vier?“
Eine Frage der historischen Perspektive
Klapovskiy betont mit Nachdruck: „Es ist kein Spiel aus dem Jahr 2025“, und sollte daher nicht nach heutigen Maßstäben beurteilt werden. „Es hat seinen ganzen Charme, all seine Macken und das komplette Flair dieser Ära. Wenn man es als Spiel aus dieser Zeit bewertet, würde ich es als 7,5/10-Spiel einstufen“, erklärt der SNEG-Chef mit unverhohlener Überzeugung. Captain Blood trägt sein Alter mit Stolz und umarmt die Skurrilität und den Bombast seiner Entstehungszeit – eine Qualität, die auch bei den Spielern Anklang findet, wie die „sehr positiven“ Bewertungen auf Steam eindrucksvoll belegen.
Ein seltenes Juwel in der piratischen Spielelandschaft
In einer Zeit, in der Piratenspiele zu einer bedrohten Spezies geworden sind, füllt Captain Blood eine schmerzlich empfundene Lücke. Für Liebhaber des nautischen Subgenres ist die Veröffentlichung ein unerwartetes Geschenk, das trotz – oder gerade wegen – seiner historischen Eigenheiten einen besonderen Platz im Herzen der Freibeuter-Fangemeinde finden dürfte.
Mehr als ein Spiel: Ein Akt der digitalen Konservierung
Die Veröffentlichung von Captain Blood stellt eines der kuriösesten und gleichzeitig ermutigendsten Release-Phänomene der jüngeren Vergangenheit dar. SNEG und Seawolf Studio haben das Spiel nicht vollendet, um dem Zeitgeist zu folgen oder finanzielle Rekorde zu brechen, sondern weil es einen Abschluss verdient hatte. Die SNEG-Mitgründer – beide ehemalige GOG-Mitarbeiter – betrachteten das Projekt als Akt der Bewahrung und als Pflicht gegenüber den Entwicklern, die über zwei Jahrzehnte lang die Erinnerung an ein nie vollendetes Projekt in sich trugen. Einige von ihnen, mittlerweile an Großprojekten wie Roblox beteiligt, steuerten sogar in ihrer Freizeit Arbeit bei, nur um Captain Blood endlich in die Hände der Spieler zu legen.