Siemens-Aktie leichter: Siemens verdient operativ weniger - Aktionäre kritisieren Kursentwicklung

Das angepasste operative Ergebnis (EBITA) des industriellen Geschäfts fiel um 6 Prozent auf 2,07 Milliarden, wie der Technologiekonzern vor seiner Hauptversammlung mitteilte. Ursächlich dafür waren Schwächen in der Kraftwerkssparte und im Energiemanagement, deren Ergebnisse sich halbierten. Steigende Gewinne in der Fabrikdigitalisierung und im Geschäft mit der Prozessindustrie konnten dies nicht ausgleichen.

Unter dem Strich sank der Gewinn um die Hälfte auf 1,1 Milliarden Euro, nachdem im Vorjahr der Verkauf der OSRAM-Aktien und die US-Steuerreform den Überschuss um fast 1,1 Milliarden Euro verstärkt hatten.

Siemens verbuchte in den zurückliegenden drei Monaten neue Order im Volumen von 25,2 Milliarden Euro, das waren 12 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Der Auftragsbestand erreichte mit 137 Milliarden Euro ein neues Rekordniveau.

Siemens bestätigte den Ausblick für das bis Ende September laufende Geschäftsjahr. Bei moderatem Umsatzwachstum soll das industrielle Geschäft eine Marge von 11 bis 12 Prozent abwerfen. Im ersten Quartal lag sie mit 10,6 Prozent noch darunter. Es gebe "noch viel zu tun, um in allen Geschäften führende Margen zu erreichen", sagte Vorstandschef Joe Kaeser.

Siemens-Aktie leichter

Die Siemens-Aktie konnte am Mittwoch im Verlauf einen Teil ihrer Verluste gutmachen. Lag sie im frühen Handel noch bis zu 2 Prozent im Minus, so waren es zum Börsenschluss noch 0,74 Prozent bei 99,78 Euro.

In den zurückliegenden zwölf Monaten hat der Siemens-Kurs fast doppelt soviel verloren wie der europäischen Industriesektor. Nach starken Kursverlusten von Anfang August bis Ende Dezember hatten sich die Papiere im neuen Jahr oberhalb von 95 Euro stabilisiert. Im August hatten schwache Quartalsergebnisse den Kurs belastet, Anfang Oktober hatten immer mehr negative Kommentare von Analysten den Abwärtsdruck noch verschärft.

Lobende Worte fanden Analysten hingegen für den Auftragseingang. Dieser übertraf im ersten Geschäftsquartal 2018/19 mit gut 25 Milliarden Euro die Konsensschätzung gleich um fast 6 Prozent. "Der starke Auftragseingang wurde von großen Aufträgen in den Sparten Mobilität und Energie-Management angetrieben", sagte Analyst Markus Mittermaier von der Schweizer Großbank UBS.

So stark das Segment Energie-Management bei den Aufträgen abgeschnitten habe, so schwach sei hier aber die Rentabilität, führte der Experte weiter aus. Mit nur 3,8 Prozent sei die Marge "besonders enttäuschend", am Markt haben man mit rund 6,5 Prozent gerechnet. Der Grund hierfür könnte in der Umsetzung von Projekten bei der Steuerung von Stromnetzen liegen, vermutete Mittermaier. Auch ein ungünstiger Produktmix in dieser Sparte könne belastet haben.

"Alle Segmente bis auf eines weisen niedrigere Margen aus als vor einem Jahr", sagte Analyst Gael de-Bray von der Deutschen Bank. Nur die Sparte Prozessindustrie & Antriebe sei profitabler gewesen als erwartet, und das gleich deutlich: Der Markterwartung einer bereinigten Marge von 7,3 Prozent stehe ein Wert von 10 Prozent gegenüber. Doch das habe die mangelnde Profitabilität im Energie-Management nicht ausgleichen können, wo der bereinigte Gewinn um 44 Prozent unter der Marktprognose liege.

Siemens-Aktionäre kritisieren Kursentwicklung

Auf der Siemens-Hauptversammlung haben Anteilseigner vor allem die Kursentwicklung ihres Unternehmens kritisiert. Aktionärsvertreter äußerten sich enttäuscht, dass der Börsengang der Medizintechniksparte Healthineers nur deren Aktionären deutliche Wertzuwächse gebracht habe.

Deutlich wurde Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment. Obwohl Siemens mit der digitalen Fabrik und Healthineers zwei absolute Top-Performer im Portfolio habe, sei die Aktie um mehr als 6 Prozentpunkte schlechter gelaufen, als der Branchenindex Stoxx Europe 600 Industrial Goods & Services.

An die Adresse von Kaeser gerichtet sagte Niesel: "Wir wollen nicht bloß hören, dass Siemens besser als die Konkurrenz ist, wir wollen es im Aktienkurs sehen!"

Winfried Mathes von Deka Investment kritisierte am Healthineers-Börsengang, dass die Siemens-Aktionäre "nur abseits Beifall klatschen durften". Matthes, der etwa 1,2 Prozent des Siemens-Kapitals vertrat, stellte auch den Sinn des neuen Aktienrückkaufprogramms infrage. Schon die vorangegangenen Programme hätten nicht zu Kursgewinnen geführt. Die Zahlung einer Sonderdividende oder Investitionen in die Zukunft wären besser gewesen.

Auseinander gingen die Meinungen bei der Konzernstrategie Vision 2020+. Während Fondsmanager Marcus Poppe vom Vermögensverwalter DWS, der aktuell mit rund 1,9 Milliarden Euro in Siemens investiert ist, den Kurs von Kaeser grundsätzlich lobte, äußerte sich Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) skeptisch. "Es fehlt mir das Verständnis, was an der neuen Konstruktion so herausragend sein soll", sagte sie. Die Gretchenfrage sei, ob die neue Organisationsform den Gesamtwert von Siemens erhöhe. Wenn nicht, sollte sich Kaeser "die erneute Unruhe im Unternehmen sparen".

Hinsichtlich der schwächelnden Kraftwerkssparte können sich einige Aktionärsvertreter härtere Schnitte vorstellen, als Siemens sie jetzt plant. Christoph Niesel empfahl dem Konzernchef einen strategischen Partner für das Geschäft zu suchen, am besten in China, "dem Land mit dem weltweit größten Marktpotenzial". Wäre Siemens nur Digitale Fabrik, "wäre der Aktienkurs vermutlich doppelt so hoch."

Auch Marcus Poppe von der DWS äußerte die Erwartung, dass sich Siemens in den nächsten Jahren von Geschäftsfeldern trennen wird, "die unter intensiven Wettbewerbsdruck stehen oder nachhaltig keine Wachstumsfelder sind".

MÜNCHEN (Dow Jones)

FRANKFURT (dpa-AFX)

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[finanzen.net] · 30.01.2019 · 17:53 Uhr
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