SGL Carbon rutscht mit ambitioniertem Umbau in die Verlustzone
Der Kohlefaser-Spezialist SGL Carbon navigiert derzeit durch stürmische Gewässer. Wirtschaftliche Herausforderungen und die kostenintensive Restrukturierung einer Geschäftssparte haben das Unternehmen tief in die roten Zahlen gedrückt. Insbesondere die Handelsbarrieren der USA, die unsichere Lage der Automobilindustrie sowie der schwächelnde Absatz von Elektrofahrzeugen belasten die Zukunftsaussichten. An der Börse spiegelten sich die Nachrichten wider: Die SGL-Aktie verlor am Vormittag bis zu 11 Prozent ihres Wertes, erholte sich jedoch im Laufe des Tages, sodass das Minus am Nachmittag auf knapp fünf Prozent bei 3,435 Euro sank. Innerhalb des SDax war das Papier dennoch der größte Verlierer, und im bisherigen Jahresverlauf verlor es im positiven Marktumfeld rund 14 Prozent an Wert.
Aktuell beläuft sich der Börsenwert von SGL auf etwa 420 Millionen Euro, wobei der größte Anteil in den Händen von SKion liegt, der Beteiligungsgesellschaft von BMW-Erbin Susanne Klatten. Die Autobauer BMW und Volkswagen halten ebenfalls jeweils 18 und 7 Prozent der Anteile. In der Vergangenheit galt Carbon als erfolgversprechender Werkstoff im Automobilbau, was sogar damals die überraschende Beteiligung von VW an SGL zur Folge hatte. Um eine Übernahme abzuwenden, stockte Klatten ihren Anteil auf und brachte BMW mit ins Boot. In dieser Boomphase erreichte die Aktie einen Kurs von über 30 Euro.
Im ersten Halbjahr vermeldete SGL einen Verlust von über 31 Millionen Euro im Vergleich zu einem Gewinn von 29 Millionen Euro im Vorjahr. Die Restrukturierung im Bereich Carbon Fibers schlug mit über 45 Millionen Euro zu Buche, ergänzt durch einen negativen Steuereffekt von fast 10 Millionen Euro. Bereits im Juli wurden die Umsatzerwartungen für 2025 um 10 bis 15 Prozent gesenkt. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll jedoch weiterhin bei 130 bis 150 Millionen Euro liegen.
"Die zunehmenden Handelshemmnisse, vor allem durch die Zollpolitik der USA, wirken sich negativ auf die Geschäftsentwicklung unserer Kunden und Märkte aus", so das Management im Jahresausblick. Die Unsicherheit in der Autobranche und die Entwicklung des Elektrofahrzeugmarktes bleiben kritisch. Die Nachfrage nach Siliziumkarbid-Halbleitern, die für E-Autos benötigt werden, und damit auch nach SGLs Spezialgraphit-Komponenten, zeigt die Relevanz der Branche für SGL Carbon.
Vorstandschef Thomas Dippold betonte, dass SGL nicht gegen das wirtschaftliche Umfeld immun ist. Der Umbau der Sparte, der die Schließung unrentabler Standorte umfasst, habe jedoch erste Besserungen gezeigt: Die Sparte verbuchte vor Sondereffekten wieder ein positives operatives Ergebnis. Im ersten Halbjahr sank der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um fast 16 Prozent auf gut 453 Millionen Euro, und der bereinigte operative Gewinn fiel noch stärker auf 72,5 Millionen Euro. Positiv zu vermerken ist, dass die Sparte Carbon Fibers einen bereinigten operativen Gewinn von über 5 Millionen Euro erzielen konnte, nach einem Verlust von über 4 Millionen im Vorjahr.

