Ryanair vor dem digitalen Aufbruch: Abschied von der Papier-Bordkarte
Ryanair setzt auf Digitalisierung und streicht die traditionelle Bordkarte in Papierform aus ihrem Angebot. Europas größte Direktfluggesellschaft fordert ab sofort von ihren Passagieren, ihre Tickets ausschließlich elektronisch bei sich zu führen. Obwohl der Vorstandsvorsitzende Michael O'Leary mit kleinen Anfangsschwierigkeiten rechnet, sehen deutsche Verbraucherschützer bereits potenziellen Klärungsbedarf. Besonders für weniger technikaffine Passagiere ist die gedruckte Bordkarte ein vertrautes Sicherheitsnetz, das nun wegfällt. Die Pläne der irischen Fluglinie stoßen bereits bei früheren Ankündigungen in Großbritannien auf Kritik. Fragen zur Zugänglichkeit für Menschen ohne digitale Kompetenzen wurden laut. Der Verbraucherzentrale Bundesverband betont, Mobilität müsse für alle erreichbar bleiben und warnt vor einer möglichen Benachteiligung bestimmter Gruppen.
Ryanair hat den Start der Maßnahme auf November verschoben, um potenzielle Probleme bei geringerer Passagierzahl effizienter bewältigen zu können. Im laufenden Geschäftsjahr wird ein Rekord von 207 Millionen Passagieren erwartet. Die Digitalisierung soll helfen, jährlich über 300 Tonnen Papierabfall einzusparen. Im Gegensatz dazu bieten andere Airlines wie Easyjet, British Airways, Lufthansa und Condor weiterhin die Wahl zwischen digitaler und analoger Bordkarte. Kernstück der neuen Strategie ist die App „myRyanair“. Diese wird zukünftig der zentrale Anlaufpunkt für den Check-in und die Erstellung von elektronischen Bordkarten sein.
Die Airline betont, dass auch ohne Smartphone alternative Lösungen vorhanden sind. Ein Hauptbucher kann die digitalen Bordkarten für die ganze Gruppe verwalten. O'Leary verspricht zudem kostenlose Unterstützung am Flughafen für jene, die trotz Check-in-Problemen auf Schwierigkeiten stoßen. Das Unternehmen rät Passagieren ohne Smartphone, sich von Freunden oder Verwandten helfen zu lassen. Wer die digitalen Durchführungen ignoriert, hat die Möglichkeit, am Flughafen eine Bordkarte zu einem Aufpreis zu erwerben. Je nach Standort variieren die Gebühren zwischen 30 und 55 Euro beziehungsweise Pfund. Gleichzeitig entfällt die Gebühr von 20 Euro für den Neuausdruck einer Bordkarte. Der Trend „Nicht digital bedeutet teurer“ dürfte fortbestehen, eine Entwicklung, die bereits in anderen Bereichen wahrgenommen wird.

