Putin und Tusk gedenken der Opfer in Katyn

Moskau (dpa) - 70 Jahre nach dem Massaker von Katyn haben die Regierungschefs von Russland und Polen, Wladimir Putin und Donald Tusk, erstmals gemeinsam der Opfer in dem westrussischen Ort gedacht.

Beide Politiker legten am Mittwoch am Mahnmal für tausende vom sowjetischen Geheimdienst NKWD ermordete polnische Offiziere und Intellektuelle Kränze nieder. Danach reichten sich Tusk und Putin in einer historischen Versöhnungsgeste die Hand. Das Blutbad im Frühjahr 1940 war von Sowjetdiktator Josef Stalin angeordnet worden. Es ist seit Jahrzehnten ein wunder Punkt im schwierigen Verhältnis beider Länder. Erst 1990 hatte sich Moskau zur Täterschaft bekannt.

Putin sagte, es könne keine Rechtfertigung für die mit Stalins Namen verbundenen Repressionen geben. Gleichwohl wäre es falsch, das russische Volk pauschal für schuldig zu erklären. Putin ist der erste Regierungschef des Landes, der Katyn besucht. Der Ex-Kremlchef erinnerte daran, dass unter dem totalitären Regime Stalins in der Region um Katyn auch viele Sowjetbürger getötet worden seien. «Es wäre heuchlerisch, dies alles vergessen zu wollen. Wir sind der Wahrheit verpflichtet, wie bitter diese auch ist», sagte Putin nach Angaben der Agentur Interfax.

Tusk bezeichnete die Wahrheit über Katyn als «Gründungsmythos des freien Polen». Jahrzehntelang habe die kommunistische Propaganda die Menschen belogen und das Massaker als Verbrechen deutscher Faschisten dargestellt. Die Wahrheit sollte Polen und Russen nicht trennen, appellierte Warschaus Regierungschef. «Vor uns steht der Weg zur Aussöhnung.» Polen und Russen müssten «Mut und Kraft zur Offenheit» finden. «Ein Wort der Wahrheit überwindet die ganze Welt», zitierte Tusk den russischen Literaturnobelpreisträger Alexander Solschenizyn. Putin und Tusk gingen auch zu dem Teil der Gedenkstätte in einem Waldstück, wo russische Tote begraben liegen.

Zu Beginn hatten Geistliche mehrerer Glaubensrichtungen für die Opfer gebetet. Bisher waren polnische Politiker nur privat an den bei Smolensk gelegenen Erinnerungsort gereist. 1993 hatte der damalige russische Präsident Boris Jelzin die Angehörigen der Opfer um Vergebung gebeten. Der Name Katyn steht für eines der größten Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Insgesamt waren dort und an anderen Orten im Frühjahr 1940 fast 22 000 polnische Offiziere sowie Vertreter der bürgerlichen Elite erschossen und verscharrt worden. Die Toten wurden 1943 von der einmarschierten Wehrmacht entdeckt.

In Moskau wandte sich die Kommunistische Partei am Mittwoch gegen eine «einseitige Sicht» des Massakers in Katyn. Man könne die damaligen Ereignisse nicht losgelöst sehen vom Tod von zehntausenden Russen, die nach einem polnischen Angriff auf die Sowjetunion 1920 getötet worden sein, sagte Parteisprecher Sergej Obuchow. Die Kommunisten verehren Stalin als weisen Kriegsherrn und Staatsmann.

Geschichte / Russland / Polen
07.04.2010 · 16:34 Uhr
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