Psychologin Dr. Anna Berger: ASMR als Unterstützung bei Schlafstörungen und Depressionen
ASMR, kurz für Autonomous Sensory Meridian Response, ist ein Phänomen, das in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit erlangt hat. Es beschreibt ein angenehmes Kribbeln, das viele Menschen beim Hören bestimmter Geräusche wie Flüstern, Rascheln oder sanftem Klopfen empfinden. Psychologin Dr. Anna Berger, die sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat, betont den potenziellen Nutzen von ASMR für Menschen mit Schlafstörungen und depressiven Symptomen. Ihre Einsichten, die unter anderem in einem aktuellen Beitrag des Magazins Stern veröffentlicht wurden, zeigen, wie diese Methode als ergänzende Unterstützung fungieren kann.
Was ist ASMR und wie wirkt es?
ASMR wird oft als eine Art "Gehirnmassage" beschrieben. Die Reize, die durch leise Geräusche oder visuelle Trigger wie sanfte Handbewegungen ausgelöst werden, können eine tiefe Entspannung hervorrufen. Studien, etwa von der Universität Sheffield, deuten darauf hin, dass ASMR die Herzfrequenz senken und Stresshormone reduzieren kann. Dr. Berger erklärt, dass dies besonders für Menschen mit Schlaflosigkeit hilfreich sein kann, da die beruhigende Wirkung den Übergang in den Schlaf erleichtert. Auch bei leichten Depressionen könnte ASMR eine unterstützende Rolle spielen, indem es positive Gefühle fördert und den Geist von belastenden Gedanken ablenkt.
Warum ASMR nicht bei jedem wirkt
Nicht jede Person reagiert gleich auf ASMR. Manche empfinden die Geräusche als unangenehm oder spüren keinerlei Effekt. Laut Dr. Berger hängt dies mit individuellen Unterschieden in der Wahrnehmung zusammen. Es gibt Hinweise darauf, dass Menschen mit einer höheren Sensibilität für sensorische Reize stärker von ASMR profitieren. Wer es ausprobieren möchte, sollte verschiedene Trigger testen, da die Vorlieben stark variieren können – von Flüstervideos bis hin zu Geräuschen wie dem Rascheln von Papier.
Tipps für den Einstieg in ASMR
Dr. Berger gibt einige praktische Hinweise, wie man ASMR in den Alltag integrieren kann, um von den potenziellen Vorteilen zu profitieren. Diese Ansätze sind einfach umsetzbar und erfordern keine spezielle Ausrüstung:
- Passende Inhalte finden: Plattformen wie YouTube bieten eine Vielzahl an ASMR-Videos. Es lohnt sich, unterschiedliche Kanäle auszuprobieren, um herauszufinden, welche Stimmen oder Geräusche am besten wirken.
- Ruhe schaffen: ASMR entfaltet seine Wirkung am besten in einer stillen Umgebung. Kopfhörer können helfen, die Geräusche intensiver wahrzunehmen und Ablenkungen auszublenden.
- Regelmäßigkeit einbauen: Eine feste Routine, etwa das Hören eines ASMR-Videos vor dem Schlafengehen, kann den Körper auf Entspannung und Schlaf vorbereiten.
ASMR als Teil eines größeren Konzepts
Obwohl ASMR vielversprechend klingt, betont Dr. Berger, dass es keine Heilung für Schlafstörungen oder Depressionen ist. Es sollte als ergänzende Maßnahme betrachtet werden, die neben professioneller Hilfe wie Psychotherapie oder medikamentöser Behandlung genutzt werden kann. Besonders bei schwerwiegenden psychischen Belastungen ist es wichtig, mit Fachpersonal zu sprechen, bevor man allein auf Selbsthilfemethoden setzt. ASMR kann jedoch eine niedrigschwellige Möglichkeit sein, erste Erleichterung zu finden und den Alltag etwas leichter zu gestalten.
Qualität der Aufnahmen macht den Unterschied
Für diejenigen, die selbst ASMR-Inhalte erstellen oder einfach eine bessere Hörerfahrung suchen, spielt die Qualität der Aufnahme eine große Rolle. Dr. Berger rät, bei der Auswahl eines Mikrofons auf binaurale Modelle zu achten, die räumliche Geräusche besonders realistisch einfangen. Solche Mikrofone simulieren die Art, wie Menschen natürlich hören, was die Wirkung von ASMR verstärken kann. Wichtig ist auch, dass die Geräte empfindlich genug sind, um leise Töne ohne Störgeräusche aufzunehmen.
ASMR ist ein spannendes Feld, das noch weiter erforscht werden muss, um seine Effekte vollständig zu verstehen. Doch die bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungsberichte, unterstützt durch Experten wie Dr. Anna Berger, zeigen, dass es für viele Menschen ein hilfreiches Werkzeug sein kann, um Stress abzubauen und die Schlafqualität zu verbessern. Es bleibt eine persönliche Entscheidung, ob und wie man diese Methode in den eigenen Alltag integriert.

