Porträt: Patricia Espinosa - Die Gipfelretterin
Cancún (dpa) - Auf der internationalen Bühne ist die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa bisher kaum aufgefallen, in Cancún aber wurde sie zum großen Star. Mehrere Minuten spendeten ihre Ministerkollegen aus aller Welt stehend Beifall.
Die 52-Jährige, die perfekt deutsch spricht und früher Botschafterin in Berlin war, genoss die Zustimmung sichtlich. Die Diplomatin und zweifache Mutter zeigte bei den UN-Klimaverhandlungen, dass sie nicht nur eine geschickte Unterhändlerin ist, sondern auch knallhart Basta sagen kann.
Als sich Bolivien als einziges der über 190 Länder dem von ihr vorgelegten Kompromiss stur über Stunden widersetzte und damit das gesamte Verhandlungswerk zu scheitern drohte, machte sie dem Spuk entschlossen ein Ende. Auch ohne die Zustimmung der Bolivianer ließ sie den Hammer niederknallen und erklärte das Abkommen des Gipfels im Badeort Cancún für angenommen. Sie erntete Lob von allen Seiten.
«In dieser Nacht haben Sie mehr Lob bekommen, als die Mehrheit der Menschen in ihrem ganzen Leben erhalten wird», sagte der norwegische Premierminister Jens Stoltenberg anerkennend. In den vier Jahren an der Spitze des mexikanischen Außenministeriums hatte sie nie derart auf dem Weltparkett geglänzt.
Präsident Felipe Calderón holte Espinosa Ende 2006 in sein Kabinett. Damals war sie Botschafterin in Wien. Zuvor hatte sie diesen Posten von 2001 bis 2002 in Berlin inne.
Espinoza besuchte als Kind die deutsche Alexander-von- Humboldt-Schule in Mexiko-City. Ihre Deutschkenntnisse perfektionierte sie später bei einem einjährigen Aufenthalt in Ahrensburg. Nach dem Studium der Internationalen Beziehungen wurde sie Karrierediplomatin. In den 1990er Jahren war sie unter anderem mehrere Jahre an der UN-Vertretung Mexikos in New York tätig und später an Verhandlungen der lateinamerikanischen Staaten mit der Europäischen Union beteiligt.