Porträt: Loveparade-Chef Rainer Schaller
Berlin/Duisburg (dpa) - Rainer Schaller ist ein Selfmademan. Immer braun gebrannt, durchtrainiert und normalerweise mit betont optimistischem Auftreten. So ist der 41-Jährige mit viel Energie und Geschäftssinn die Loveparade angegangen, als er sie vor vier Jahren «übernahm».
Die Katastrophe von Duisburg wirft auch einen Macher wie ihn aus der Bahn. Sichtlich mitgenommen verkündete er am Sonntag das Ende der Loveparade.
Der mittelgroße Mann mit dem kurzgeschorenen Bart und Glatze hat die Technoparty so professionell aufgezogen, wie er sonst McFit-Fitnesscenter in ganz Deutschland eröffnet hat. Nachdem die Parade in Berlin langsam den Bach runtergegangen war, schaffte es Schaller mit seiner Lopavent GmbH wieder etliche Hunderttausend bis über eine Million Menschen zu locken. Die Idee, sie ins Ruhrgebiet zu holen, wurde als geschickter Coup gefeiert.
Schaller kommt aus dem beschaulichen Schlüsselfeld in Oberfranken, einem Ort von knapp 6000 Einwohnern. Vielleicht erbte er seinen Geschäftssinn von den Eltern, die dort einen Lebensmittelladen betreiben. Doch der gelernte Einzelhandelskaufmann hatte größere Ziele.
Was 1997 mit einem Studio in Würzburg begann, ist heute Deutschlands größte - und eine der billigsten - Ketten von Fitness-Studios mit über 120 Filialen, die nach Firmenangaben rund 135 Millionen Euro umsetzen (2009). Der Firmensitz ist bis heute Schlüsselfeld, auch wenn Schaller einen Großteil seiner Arbeitszeit in Berlin verbringt, wo er unter anderem das Marketing steuert.
Der Porschefahrer mit leicht fränkischem Dialekt wies immer wieder Vorwürfe von sich, er habe die Parade nur als Werbeplattform für seine Fitnessfirma benutzen wollen. Andererseits war das natürlich einer der Hauptgründe für sein Engagement. Das gelb-blaue Logo war bei den bisher vier Paraden unter seiner Regie überall präsent, die Loveparade ist fester Bestandteil der McFit-Welt.
Schaller selbst ist kein eingefleischter Technofan und hat selbst nur einmal auf der Loveparade gefeiert, bevor er sie kaufte. Er wollte einfach die «größte Party» und die gute Laune. Die Parade wurde nicht wie in ihren Anfangszeiten als «politische Demonstration» angemeldet, sondern war nur noch Spaß - viele wichtige Künstler und Technolegenden legten dennoch auf - von Fedde Le Grand bis Westbam.
Loveparade-Gründer Matthias Roeingh alias Dr. Motte zerstritt sich mit Schaller schon 2006. Ihm passte das Musikkonzept nicht - und er wirft ihm immer noch vor, es sei nur um Werbung für Schallers Fitnesskette gegangen. Dementsprechend bitter bis böse reagiert Motte nun auf Duisburg. Erst nannte er es in seinem Blog «ekelhaft» dass die Party am Samstag nicht sofort abgebrochen wurde. Sein Hass scheint aber tiefer zu sitzen. Am Montag sagte Motte dem Berliner Sender Radioeins: «Herr Schaller kann eigentlich einpacken und wegziehen. In Deutschland ist er nicht mehr erwünscht.»