Peking testet KI-Krankenhaus ohne echte Ärzte – vorerst an digitalen Patienten
Ein virtuelles Krankenhaus, ganz ohne Ärzte, Schwestern und Pfleger? Die Tsinghua Universität in Peking testet aktuell genau das! Im Projekt Agent Hospital übernehmen selbständige KI-Agenten sämtliche menschliche Rollen, inklusive der Patienten – vorerst. Natürlich soll die Simulation in die Behandlung echter Patienten münden, darum hat das System schon jetzt einige Ausläufer in echten Krankenhäusern: In verschiedenen Pilotprojekten unterstützen einzelne KI-Komponenten ab jetzt den Klinikalltag. Die Forscher möchten wissen, wie weit die Digitalisierung gehen kann.

Von der automatischen Anamnese bis zum Behandlungsplan
Vollständige Behandlungspfade laufen im Projekt Agent Hospital ganz von selbst: Zuerst die Anamnese, dann die Diagnostik, anschließend die Erstellung eines Behandlungsplanes mitsamt Nachsorgeterminen. Sogar eine Triage ist mit eingeplant, wenn die Kapazitäten eng werden. Das alles läuft derzeit noch nicht in einem realen Gebäude ab, sondern innerhalb eines digitalen Zwillings, der den Klinikbetrieb kopiert. Die Wissenschaftler nennen das ein »Simulacrum«. Die Krankheitsverläufe der Patienten und Patientinnen sind wie in der realen Welt komplex, es gibt Erstsymptome und fortgeschrittene Stadien. Auch seltene Krankheitsbilder kommen zwischen vielen »normalen Routinefällen« vor.
10.000 digitale Patienten pro Tag zur Klärung von Zukunftsfragen
Dadurch, dass die Patienten vorerst nur Avatare sind, schließen die Forscher eine Gefahr für echte Menschen aus und bewahren nebenbei auch den Datenschutz. Rund 10.000 »Kranke« strömen derzeit ins KI-Zentrum und liefern Daten, Daten, Daten – zur Klärung sowohl medizinischer als auch ethischer Fragen. Zum Einsatz kommen vor allem Bildanalysen und Sprachverarbeitung. So lassen sich radiologische Screenings ebenso durchführen wie neurologische Risikoprognosen und, bei psychischen Erkrankungen, komplexe Sprachanalysen. Die Algorithmen lernen jedes Mal dazu, so soll die KI bereits in vielen Fällen Brustkrebs besser erkennen als menschliche Mediziner.
Wo bleibt in Zukunft die Menschlichkeit?
Derzeit, außerhalb dieses chinesischen Projekts, unterstützen KI-Analysen zunehmend die Arbeit der Mediziner. Doch noch immer liefert ein Mensch die schlussendliche Diagnose und legt fest, welche Therapie der Patient durchläuft. Ob der Algorithmus bald schon von der Assistenz in den Chefsessel wechselt, wird in Simulationen wie dem Projekt Agent Hospital entschieden. Vielleicht arbeitet die KI tatsächlich exakter und vor allem schneller. Doch wo bliebe dabei die Menschlichkeit?
Quelle: forschung-und-wissen.de

