Paris' Bürger an den Urnen: Das Schicksal ihrer Straßen in ihren Händen
Die Bürger von Paris stehen vor einer wegweisenden Entscheidung: Heute können sie darüber abstimmen, ob in der Metropole weitere Straßen für den Autoverkehr gesperrt werden sollen. Ziel dieser Abstimmung ist es, Teile der Stadt durch den Rückzug der Autos grüner und lebenswerter zu gestalten. Während einige die Initiative als Fortschritt in Richtung einer nachhaltigeren Stadtentwicklung sehen, stoßen die Pläne bei anderen auf Ablehnung.
Paris hat in den letzten Jahren bereits bedeutende Schritte in Richtung einer Verkehrswende unternommen. Schon jetzt nutzen die Pariser Bürger überwiegend ihre Füße, um sich fortzubewegen, und weniger als die Hälfte des öffentlichen Raums wird nun von Autos beansprucht. Eine radikale Senkung des Autoverkehrs um fast 50 Prozent seit 2002 unterstreicht den bereits eingeschlagenen Weg der Transformation.
Trotzdem ist die Stadtregierung unter Leitung von Anne Hidalgo unermüdlich bestrebt, zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Umweltbelastung und zur Anpassung an den Klimawandel zu ergreifen. Bisher sind etwa 220 Straßen autofrei, und nun steht eine Erweiterung an: 500 weitere Straßen könnten bald für den Verkehr gesperrt und begrünt werden.
Besonderheit dieser Abstimmung ist die Mitentscheidung jünger Bürger ab 16 Jahren, was einen bedeutenden Schritt in der Bürgerbeteiligung darstellt. Sollte die Abstimmung erfolgreich verlaufen, warten die konkreten Pläne auf ihre Umsetzung. Doch das politische Umfeld könnte Veränderungen mit sich bringen: Bei den kommenden Wahlen könnte ein Machtwechsel hin zur konservativen Opposition die Umsetzung der autofreien Zonen verzögern.
Insbesondere Aurélien Véron äußerte scharfe Kritik und sieht in der Bürgerbefragung lediglich eine politisch motivierte Aktion. Vergleicht man die Situation in Frankreich mit Deutschland, ist eine solche Bürgerbefragung zur Straßensperrung auf der anderen Seite des Rheins kaum vorstellbar. Dort werden Straßen durch ein formales Verfahren entwidmet, das sämtliche Interessen berücksichtigt.
Öffentlichkeitswirksam und auf kommunaler Ebene, hoffen viele deutsche Städte dennoch auf den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel als Schlüssel zu einem nachhaltigen Transportmix, müsste jedoch finanziell unterstützt werden.