Norbert Lammert - Ein Mann mit Prinzipien
«Dieses Amt ist eigentlich mit fast keinem Amt vergleichbar», sagt der 61-Jährige. Einerseits sei der Parlamentschef in der operativen Politik verankert, gleichzeitig müsse er aber außerhalb des Parteienstreits stehen. Dies mache nicht selten einen «kunstvollen Spagat» nötig. Wird die Geschäftsordnung verletzt, greift er durch. Sein Vorgehen sei «alternativlos» gewesen, da solche Protestaktion mit der Hausordnung des Bundestags unvereinbar seien.
Meist freundlich im Umgang, mit Ironie und Witz bis hin zum Schelmischen, aber auch immer wieder knallhart in der Sache hat der CDU-Politiker das protokollarisch zweithöchste Amt im Staate bislang ausgeübt. Seit 2005 ist er Bundestagspräsident. Alle Tricks und Raffinessen des Parlamentsbetriebs kennt der gebürtige Bochumer aus dem Effeff. Dem Bundestag gehört er seit fast 30 Jahren an.
Der Sohn eines Bäckermeisters aus der einstigen CDU-Diaspora im Ruhrgebiet absolvierte in der Politik die klassische Ochsentour. Als Vorsitzender der mächtigen Landesgruppe der NRW-CDU galt er als einflussreicher Strippenzieher im Hintergrund. Unter Kanzler Helmut Kohl war er Bildungsstaatssekretär. 2005 war Lammert auch als Kultur- Staatsminister im Kanzleramt im Gespräch. Er liebt schöne Bücher, Hausmusik und intelligente Gespräche. Fernseh-Talkshows meidet er dagegen weitgehend.
Bundestagspräsident zu werden, war schon immer sein Wunschtraum. Daraus hat der promovierte Sozialwissenschaftler nie einen Hehl gemacht. In jungen Jahren wollte er eigentlich Berufsmusiker werden - bis die Einsicht kam, «dass meine Begeisterung für die Musik als Grundlage für einen Beruf nicht ausreichen würde».