Niederlande setzen dem Betrieb von Europas größtem Gasfeld ein Ende
Trotz hunderttausend Betroffenen und 1600 Erdbeben: Die Niederlande haben nun endlich die Förderung aus dem größtem europäischen Gasfeld Groningen eingestellt.
Seit mehr als zwei Jahrzehnten klagten die Anwohner über die Erdbeben, die unmittelbar mit der Ausbeutung des Vorkommens in Verbindung gebracht werden.
So entschied die Regierung unter Ministerpräsident Mark Rutte im Juni, dass die Produktion bis zum 1. Oktober 2021 komplett eingestellt werde. Ausnahmen sollen nur noch im Fall eines "strengen Winters" gelten – elf Bohrlöcher können dann eventuell noch ein weiteres Jahr lang aktiviert werden.
Shell und Exxonmobil sind zu gleichen Teilen an dem Konzern NAM beteiligt, der seit den Sechzigern für die Ausbeutung des Gasfeldes verantwortlich ist.
Trotz der Schließung warnten Experten allerdings vor weiteren Beben in der Region. Ein im Februar veröffentlichter Bericht eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses wirft den niederländischen Behörden vor, bei der erfolgreichen Förderung "kaum auf die langfristigen Risiken geachtet" zu haben.
Die Parlamentarier forderten die Regierung zum Handeln auf und riefen die Ölriesen zur Verantwortung. Wie auch immer, das Groninger Feld versorgte laut Shell Deutschland jahrelang als einer der Hauptabnehmer. Die Förderung des Feldes und die damit verbundenen Gewinne von 429 Milliarden Euro seit 1963 haben bisher 85 Prozent der Einnahmen in die Staatskasse der Niederlande gespült.
Hunderttausend Menschen sind von der Gasproduktion betroffen, doch die Anwohner haben laut dem besagten Parlamentarierbericht nur minimale Entschädigungen erhalten – sie sind inmitten eines Netzes aus bürokratischen Hürden und Stümperei gefangen.
Die Regierung hat ihnen nun mit der Schließung des Gasfeldes einen wertvollen Dienst erwiesen. Es bleibt zu hoffen, dass die obigen Maßnahmen zur Reduzierung der Folgen der bisherigen Gasausbeutung beitragen.