Neuausrichtung bei Nestlé: Laurent Freixe setzt auf bewährte Stärken
Im Sommer lenkte Laurent Freixe als neuer Chef die Geschicke des Nahrungsmittelriesen Nestlé in neue Bahnen und verabschiedete sich von der Strategie seines Vorgängers Marc Schneider. In einem aufschlussreichen Interview mit der "Financial Times" kritisierte Freixe den Innovationsdrang Schneiders, der während seiner sechseinhalbjährigen Amtszeit Nestlé in diverse neue Produktkategorien führte, darunter auch Nahrungsergänzungsmittel.
Freixe bemängelte, dass diese Expansionsbestrebungen das innere Gefüge der Organisation strapazierten und das Kerngeschäft von Nestlé in den Hintergrund rückten. Obwohl Freixe persönlich gut mit Schneider auskam, sieht er in seiner Nahbarkeit und seinem tiefen Verständnis für die inneren Prozesse des Unternehmens seine größten Stärken.
Einen Kurswechsel zu erzwungenem Wachstum durch große Übernahmen oder Verkauf von Unternehmensteilen lehnt Freixe kategorisch ab. Er betont, dass Merger und Akquisitionen niemals die Hauptstrategie eines Unternehmens sein sollten, auch wenn der Druck, das Portfolio zu managen, stets präsent sei.
Der neue CEO ist zudem der Meinung, dass die weitverbreitete Ansicht, eine schlankere Unternehmensstruktur führe zu mehr Agilität, nicht für Nestlé zutreffe. Solange das Unternehmen seine Größe effizient nutze und dynamisch auftrete, sieht Freixe keinen Vorteil darin, die Marktpräsenz zu reduzieren.
In Bezug auf das schwächelnde Tiefkühlgeschäft in den USA, hält Freixe trotz einiger Herausforderungen an dessen Relevanz fest. In seinen Augen zählt vor allem die hohe Konsumfrequenz und die Marktführerschaft von Nestlé in diesem Segment. Dennoch erkennt er die Notwendigkeit, die Wettbewerbsfähigkeit fortlaufend zu stärken.