Milliardenschub für US-Atomstart-ups – Gates und Altman treiben neue Reaktortechnologien für KI-Infrastruktur voran
TerraPower und Oklo, zwei US-Unternehmen mit prominenter Investorenunterstützung durch Bill Gates und Sam Altman, haben in dieser Woche zusammen über eine Milliarde US-Dollar frisches Kapital eingesammelt. Der Hintergrund: Die rasant wachsende Nachfrage nach zuverlässiger Stromversorgung für KI-Rechenzentren befeuert das Interesse an skalierbaren Nukleartechnologien.
TerraPower, 2006 von Gates gegründet, meldete am Mittwoch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 650 Mio. US-Dollar. Neu an Bord ist unter anderem Nvidia, das erstmals über seinen Venture-Arm in die Nuklearbranche investiert. Der Chiphersteller folgt damit dem Trend, sich in strategische Energiequellen einzukaufen, die zukünftige Rechenlasten stemmen können. Insgesamt hat TerraPower mittlerweile über zwei Milliarden Dollar an privaten Mitteln eingeworben, hinzu kommt eine staatliche Förderung in gleicher Höhe zur Entwicklung des ersten Reaktors in Kemmerer, Wyoming.
Parallel dazu sammelte Oklo, das börsennotierte Start-up für Small Modular Reactors (SMRs), 460 Mio. US-Dollar ein – 60 Mio. mehr als ursprünglich avisiert. SMRs gelten als potenzielle Gamechanger, da sie weniger Fläche benötigen, schneller skalierbar sind und sich ideal für abgelegene oder datenintensive Standorte eignen. Altman, der Oklo bereits frühzeitig unterstützte, trat im April als Chairman zurück, um mögliche Interessenkonflikte mit OpenAI zu vermeiden, das seinerseits über Stromlieferverträge mit Oklo verhandelt.
Der Markt bewertet die Entwicklung zunehmend positiv. Aktien von Nuklearunternehmen notieren auf Rekordniveaus, und die private Finanzierung zieht spürbar an. Analysten führen dies auf eine Kombination aus staatlicher Unterstützung, ESG-Vorteilen sowie auf Verträge großer Tech-Konzerne wie Microsoft, Google und Meta mit Atomstromanbietern zurück.
Chris Levesque, CEO von TerraPower, betont: „Diese Finanzierung zeigt, dass die Industrie Nuklearenergie als Schlüsseltechnologie zur Deckung des steigenden Strombedarfs durch KI erkennt.“ Der erste Reaktor von TerraPower soll flüssiges Natrium als Kühlmittel verwenden und befindet sich bereits seit über einem Jahr im Bau.
Nach Jahren stagnierender Nachfrage könnte der US-Stromverbrauch bis 2050 um bis zu 25 Prozent gegenüber 2023 steigen, schätzt die Beratung ICF. Allein für den Betrieb energieintensiver KI-Modelle und die geplante Elektrifizierung ganzer Industriezweige brauche es zuverlässige Grundlast – eine Lücke, die SMR-Konzepte zu schließen versprechen.
Laut dem Thinktank Breakthrough Institute erleben Investitionen in die Nuklear-Wertschöpfungskette derzeit ein „strukturelles Hoch“. Seit Anfang 2024 haben Unternehmen wie Oklo, X-energy und Newcleo laut einer FT-Auswertung mindestens zwei Milliarden US-Dollar eingesammelt.