Maritime Machtspiele im Südchinesischen Meer: Balikatan-Übungen erweitern ihren Aktionsradius
Inmitten steigender Spannungen im Südchinesischen Meer haben die Philippinen und die Vereinigten Staaten ein klares Signal an China gesendet, indem sie ihre größten gemeinsamen Militärübungen, Balikatan, in unmittelbarer Nähe zu umstrittenen Gewässern durchführen. Eine bedeutsame Premiere erlebt das Manöver durch die Beteiligung der französischen und australischen Marinekräfte, die sich erstmals an der traditionellen Drillserie beteiligen und damit den Schulterschluss der Verbündeten in strategisch wichtigen Seeregionen demonstrieren.
In einer deutlichen Erweiterung der bisherigen Grenzen, finden die diesjährigen Übungen nun auch über die 12-Seemeilen-Zone hinaus statt und betreten somit Gebiete, über die auch China Hoheitsansprüche stellt. Trotz eines internationalen Schiedsspruchs von 2016, der Pekings Ansprüche großteils zurückweist, hat China seine Territorialforderungen im Südchinesischen Meer praktisch nicht eingedämmt.
Die Philippinen verstärken mit dem Einbezug ihrer Küstenwache in die Übungen ebenso ihre Verteidigungsbemühungen. Die Truppengattung war oft an den vordersten Fronten in Reibungen mit chinesischen Kräften verwickelt, besonders bei Versorgungsfahrten zu einer strategisch gelegenen Marinebasis auf dem Second Thomas Shoal.
Der chinesische Widerstand gegen dieses militärische Vorgehen blieb nicht aus: Pekings Außenministerium hatte noch vor Beginn der Übungen die Philippinen scharf kritisiert und vor Abhängigkeiten von externen Mächten gewarnt. Doch Manila steht firm zu seinem Recht auf Selbstverteidigung und zeigt sich von derartigen Äußerungen unbeeindruckt.
Ebenso verfolgen Militärexperten mit Interesse den Einsatz des Typhon Raketenabwehrsystems, das erstmalig in den Indo-Pazifik verlegt wurde und eine Reichweite von bis zu 2.500 Kilometern bietet. Obwohl das Üben mit diesem System auf logistische Manöver beschränkt sein soll, markiert dessen Präsenz einen Wendepunkt, da Boden-Luft-Raketen mittlerer Reichweite nach dem Zusammenbruch des INF-Vertrags im Jahr 2019 nicht mehr durch internationale Abkommen beschränkt sind.
Darüber hinaus beinhaltet das Training das Aufspüren sowie die Zielverfolgung von Luft- und Raketenbedrohungen und die Simulation von Inselrückeroberungen sowie die Versenkung von Schiffen – eine Erweiterung der letzten Jahres übungen.
Mit nahezu 17.000 Soldaten zeigt die Balikatan-Übung eine Verdopplung der Teilnehmerzahl und zum ersten Mal eine Einbeziehung von Inseln in der Nähe Taiwans. Diese Taktiken wurden bisher vermieden, um keine diplomatischen Verwerfungen heraufzubeschwören. Zudem wird die Übung an philippinischen Stützpunkten durchgeführt, auf die amerikanische Truppen erst seit Kurzem Zugriff haben.
Die Signifikanz der Übung wird noch verstärkt durch ihre zeitliche Überschneidung mit einer wichtigen chinesischen Marinekonferenz und einem anstehenden China-Besuch des US-Außenministers Antony Blinken, was die Dynamik der regionalen Machtverhältnisse zusätzlich unterstreicht. (eulerpool-AFX)