Loveparade - wie viele waren wirklich da?

Duisburg (dpa) - Bis zur Katastrophe der Duisburger Loveparade wurden hohe Teilnehmerzahlen als Erfolgsmeldungen verkauft - danach rückten die Verantwortlichen weit davon ab. Bei genauerer Betrachtung wecken auch die Teilnehmerzahlen früherer Loveparades Zweifel.

Sie würden von Veranstaltern und Städten gern hochgerechnet, um Erfolgsmeldungen zu produzieren, sagen Insider. Drei Tage nach der Katastrophe erscheinen Schätzungen von etwa 200 000 Menschen auf dem Loveparade-Gelände als plausibel. Der nachträgliche Streit um die Zahlen ändert aber nichts an einer Tatsache: Am neuralgischen Punkt zwischen Tunnel und Aufstiegsrampe des Festgeländes waren im entscheidenden Moment am Samstagnachmittag viel zu viele Menschen.

Die unterschiedlichen Angaben zu verschiedenen Zeitpunkten:

Am Samstag um 17.30 Uhr - kurz vor der Massenpanik - verkündet Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) auf der Pressetribüne als erster: «Heute waren in und um Duisburg 1,4 Millionen Menschen unterwegs.» Loveparade-Geschäftsführer Rainer Schaller spricht von einem großen Erfolg. Das Ziel von einer Million Besuchern sei weit übertroffen worden. Kurz danach bricht die Katastrophe los.

Die Zahl 1,4 Millionen zieht sich den ganzen Abend und die Nacht durch die Berichterstattung der Medien. Ein Polizeisprecher äußert bereits am Abend Zweifel, will aber keine eigene Schätzung abgeben.

Am Sonntag um 12.00 Uhr in der Pressekonferenz am Tag nach der Katastrophe bestätigen die Verantwortlichen die Zahl 1,4 Millionen ausdrücklich nicht. Als einzige feststehende Zahl nennt der Duisburger Polizeipräsident Detlef von Schmeling 105 000 Menschen, die in der Zeit von 9 bis 14 Uhr per Bahn nach Duisburg kamen. Eine eigene Schätzung gibt die Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht ab.

Am Montag schätzt ein Duisburger Polizeisprecher die Zahl der Besucher am ganzen Tag einschließlich Bahnhof und Weg zum Festplatz auf 300 000 bis 400 000.

Der Duisburger Panikforscher Michael Schreckenberg schätzt die Zahl der Besucher auf dem Partygelände nachträglich auf unter 200 000. Loveparade-Chef Rainer Schaller sagt am Montagabend der dpa, das Gelände sei zum Zeitpunkt des Unglücks zu 75 Prozent gefüllt gewesen und nannte eine Zahl von 187 000 Besuchern. Schaller verweist dazu auf Luftbilder.

Nach einer Faustregel der Polizei können pro Quadratmeter Veranstaltungsfläche bis zu vier Menschen dicht gedrängt stehen. Das Duisburger Loveparade-Festgelände umfasst laut Polizei insgesamt 230 000 Quadratmeter, von denen wegen Bebauung und Absperrungen aber nur knapp die Hälfte überhaupt zugänglich waren. Da das Gelände nach den Beobachtungen der Polizei aus der Luft zu keinem Zeitpunkt dicht voll war, erscheinen Schätzungen um die 200 000 Menschen als plausibel.

Stark abweichende Teilnehmerzahlen gab es bereits bei früheren Rave-Partys. 2006 etwa hatte der Veranstalter die Teilnehmerzahl bei der Loveparade in Berlin auf 1,2 Millionen geschätzt. Die Polizei sprach von 500 000.

Ein Jahr später bei der ersten Ruhrgebietsparade in Essen geben Veranstalter und Polizei zusammen die Zahl mit 1,2 Millionen an - was Experten für unmöglich halten. «Zumindest zeitgleich waren nie so viele Menschen vor Ort», sagt der Leiter der Essener Feuerwehr, Ulrich Bogdahn, der damals das Sicherheitskonzept mit erarbeitet hat. Schätzungen zufolge waren damals wohl nur etwa die Hälfte an Menschen unterwegs.

2008 glänzte Dortmund bei der Loveparade mit der offiziellen Zahl von 1,6 Millionen Teilnehmern - einem Rekord. Auch diese Zahl wurde aber angezweifelt. Nur die Hälfte der Teilnehmer sei wirklich dagewesen, schrieben Dortmunder Medien.

Notfälle / Loveparade
28.07.2010 · 00:06 Uhr
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