Loveparade-Gedenkfeier mit Vorwürfen gegen Verantwortliche

Duisburg (dpa) - Ein Jahr nach der Loveparade-Massenpanik mit 21 Toten haben Hinterbliebene bei einer ergreifenden Gedenkfeier mit etwa 7000 Menschen schwere Vorwürfe gegen die Verantwortlichen erhoben. «Es war eine Tragödie, die mit Sicherheit vermeidbar gewesen wäre.

An einem derartigen Ort hätte niemals ein Konzert stattfinden dürfen», sagte Nadia Zanacchi, die Mutter eines Todesopfers, in ihrer Ansprache bei der Feier am Sonntag im Duisburger MSV-Stadion.

Mit Tränen in der Stimme beschrieb Ella Seifer, eine der mehr als 500 Verletzten, ihre Gefühle: «Es ist so traurig, dass 21 Menschen wegen Fehlern in der Veranstaltungsplanung nicht mehr spüren können, wie lebenswert das Leben ist.» Die Loveparade-Tragödie sei der Tag gewesen, an dem sie verstanden habe, wie schnell das Leben vorbei sein kann.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) drückte in ihrer Fürbitte die Hoffnung aus, dass die Loveparade-Verantwortlichen Fehler eingestehen können: «Wir bitten für alle, die Fehler gemacht haben, dass sie die Kraft finden, diese einzugestehen und um Vergebung zu bitten.» Die Katastrophe habe das Leben von so vielen Menschen nachhaltig verändert - in Duisburg, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland und darüber hinaus.

Der heftig kritisierte Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) war nicht anwesend - die Angehörigen hatten seine Teilnahme nicht gewünscht. Er hatte einen Rücktritt nach der Katastrophe abgelehnt und sich vor etwa zwei Wochen erstmals öffentlich entschuldigt.

Neben Angehörigen und Freunden der 21 Toten waren auch zahlreiche Betroffene gekommen, die die Katastrophe am 24. Juli vergangenen Jahres miterlebt hatten. Das Wetter passte zum traurigen Anlass: nasses Herbstwetter, kühle 15 Grad und immer wieder Regen. Während die Namen der 18 bis 39 Jahre alten Opfer verlesen wurden, legten Rettungskräfte Sonnenblumen auf dem Rasen des Fußballstadions ab. Der Popsänger «Der Graf» sang «Geboren um zu leben», die inoffizielle Hymne für die Loveparade-Opfer.

In den Fürbitten erinnerte Uwe Rieske, Pfarrer in der Notfallseelsorge, auch an die mehr als 80 jungen Opfer des Anschlags auf einer Ferieninsel in Norwegen. «Fassungslos blickt die Welt auf dieses Land.»

An der Gedenkfeier nahmen neben Kraft fast das gesamte rot-grüne Landeskabinett sowie der CDU-Landesvorsitzende Norbert Röttgen teil. Nach der Gedenkfeier fuhr Kraft zusammen mit den Angehörigen in einem Bus zum Unglücks-Tunnel an der Karl-Lehr-Straße. Seit Samstag hatten mehr als 3500 Menschen am Unglücksort Blumenkränze, Sträuße und Kerzen niedergelegt. Auf der Treppe, an der sich die Massenpanik entwickelte, waren 21 Kreuze aufgestellt. Auch Fotos erinnerten an die Toten.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 16 Beschuldigte. Darunter sind viele städtische Mitarbeiter. Sauerland und der Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller gehören nicht dazu. In einem Zwischenbericht hatte die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass die Genehmigung für die Loveparade in Duisburg rechtswidrig erfolgte.

Notfälle / Loveparade
24.07.2011 · 17:09 Uhr
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