Letzte Bastion im Hambacher Forst geräumt: Polizei beendet Besetzung
Nach einem intensiven Einsatz hat die Polizei das letzte von Aktivisten besetzte Gebiet am Braunkohletagebau Hambach im Rheinischen Revier geräumt. Spezialkräfte sorgten dafür, dass die verbliebenen Umweltschützer aus den Baumhäusern evakuiert wurden. Gemäß Polizeiangaben sind dort nun keine Aktivisten mehr anzutreffen. Insgesamt wurden 14 Personen von den Bäumen begleitet. Zwei von ihnen erhielten Platzverweise, während neun noch bis zum Abend in Polizeigewahrsam blieben. Strafanzeigen, unter anderem wegen Hausfriedensbruchs, wurden gestellt.
Weiterhin ermittelt die Polizei in Bezug auf Störungen des öffentlichen Friedens und Sachbeschädigungen. Genaue Zahlen zu den Anzeigen sollen in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Eine Vielzahl von Polizeikräften war an dem Einsatz beteiligt, jedoch blieben Details zur Anzahl der Beamten aus.
Der Widerstand der Aktivisten war von Anfang an absehbar. Die Initiative "Lützerath lebt" setzte sich demonstrativ für den Schutz des Waldes gegen die Pläne von RWE ein. Schrittweise rückte die Polizei dennoch im Gebiet vor. Während der Räumung wurden bis in die Abendstunden auch Fällarbeiten durchgeführt. Die Umweltschützer hatten das Waldgebiet seit mehr als einem Jahr besetzt, unter anderem mit Baumhäusern, um die Abholzung zu verhindern.
Das besetzte Areal, bekannt als "Sündenwäldchen", war durch die Pläne von RWE bedroht, welches das Gebiet roden will, um dort Kies für die Stabilisierung eines geplanten Sees abzubauen. Der Konzern legte Wert auf die Umsetzung aller rechtlichen und naturschutzrechtlichen Auflagen und forderte die Aktivisten auf, gesetzmäßigen Protest zu leisten. Die Stadt Kerpen hatte bereits ein Aufenthaltsverbot verhängt, um die Arbeiten möglich zu machen. Zu lokalen Spannungen kam es aufgrund anhaltender Präsenz der Aktivisten trotz des Verbots.
Die Polizei stieß bei der Räumung auf scheinbare Sprengvorrichtungen an den Bäumen, die sich als bloße Attrappen herausstellten. Insgesamt waren Baumhäuser in einem Dutzend Bäumen errichtet und konnten über Seile erschlossen werden. Die dauerhafte Präsenz von Aktivisten in der Gegend sorgte schon vorher für Konflikte, wie bei einer Besetzung von Tagebaumaschinen im September.
Historisch ist der Konflikt um den Hambacher Forst kein Novum. Die geplanten Umbauarbeiten des Tagebau-Hambach in einen Freizeitsee werfen bei RWE-Zweiflern neue Fragen auf. Der Verdacht, dass im Nachgang ein Jachthafen entstehen soll, wird von Umweltschützern geäußert. Der BUND hatte erfolglos versucht, den Rodungsprozess juristisch zu stoppen. Das Oberverwaltungsgericht Münster gab dem Konzern bereits Anfang des Jahres grünes Licht für die Abholzung.

