Korruptionsskandal erschüttert Energoatom: Millionenbeträge ins Ausland verschoben
Ein aufsehenerregender Korruptionsskandal erschüttert die Ukraine und betrifft den staatlichen Betreiber der Atomkraftwerke, Energoatom. Das Nationale Antikorruptionsbüro (NABU) und die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft (SAP) haben einen umfangreichen Bestechungsfall aufgedeckt, der finanzielle Unregelmäßigkeiten in Millionenhöhe sichtbar macht. Die kriminelle Organisation soll systematisch Bestechungsgelder von Vertragspartnern eingesammelt haben, die bis zu 15 Prozent des Vertragswerts ausmachen. Der Fokus lag dabei auf Schutzbauten, die unter anderem Energieanlagen vor russischen Angriffen schützen sollen.
Im Zuge dieser Machenschaften sollen Gelder in Höhe von ungefähr 86 Millionen Euro ins Ausland geflossen sein. Der Staatskonzern Energoatom hat die Durchführung von Hausdurchsuchungen bestätigt und kooperiert mit den Ermittlungsbehörden, ohne jedoch weitere Details zu den Aktionen preiszugeben. Erstmals aufgekommen waren die Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef von Energoatom, Petro Kotin, im Januar, der mittlerweile das Land verlassen hat.
Besonders brisant ist die mögliche Verwicklung des Umfelds von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Medienberichte deuten an, dass einer der Verdächtigen, Hauptaktionär des von Selenskyj gegründeten Filmstudios "Kwartal 95", sein könnte. Selenskyj selbst hatte versucht, die Kontrolle über die Antikorruptionsbehörden zu verstärken, musste jedoch nach Protesten der Bevölkerung und der Europäischen Union einlenken.
Die Ukraine kämpft weiterhin mit internen Herausforderungen, während sie im andauernden Konflikt mit Russland auf die Unterstützung des Westens angewiesen ist. Finanzskandale und die grassierende Korruption belasten das Land auch auf dem Weg zu einem möglichen EU-Beitritt. Trotz der Bemühungen gegen Korruption gilt die Ukraine laut Experten von Transparency International weiterhin als einer der korruptesten Staaten Europas.

