Klimagerechtigkeit: Ethikrat fordert faire Lastenverteilung im Klimaschutz
Eine umfassende und gerechte Lastenverteilung im Kampf gegen die Erderwärmung ist das Leitmotiv einer neuen Stellungnahme des Deutschen Ethikrats zum Thema Klimagerechtigkeit. Durchdrungen von einem tiefen moralischen Anspruch, betont das Gremium die Notwendigkeit staatlicher Maßnahmen, ohne jedoch die Rolle des einzelnen Bürgers sowie Unternehmen und Organisationen zu vernachlässigen. Der Rat mahnt in seinem Bericht, dass eine allein auf Kritik basierende Haltung kontraproduktiv sei und echte politische Initiative nottue, um die schon jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels in Schach zu halten.
In der ausführlichen Publikation von nahezu 130 Seiten wird klar Position bezogen gegen den ungebremsten Kurs menschlich verursachter Klimaveränderungen, deren katastrophale Konsequenzen keine rationale Zweifel mehr zuließen. Die Vorsitzende Alena Buyx unterstreicht die Herausforderungen einer gerechten Verteilung der Belastungen und Verantwortlichkeiten. Dabei äußert sie die Hoffnung, dass der Bericht ein Bewusstsein für die dringlichen Gerechtigkeitsaspekte wecke, die bislang vernachlässigt wurden.
Eingehend erklärt der Ethikrat die Komplexität der Gerechtigkeitsfragen, die internationale, gesellschaftsinterne sowie generationenübergreifende Dimensionen aufweisen. Insbesondere hebt das Gremium hervor, dass Maßnahmen gegen den Klimawandel oft sozial schwächere Schichten unverhältnismäßig belasten würden. Dies würde Abwehrreaktionen provozieren und sei in Anbetracht der geringen Emissionen dieser Bevölkerungsgruppen zutiefst ungerecht.
Ferner werden Verbote von Produkten und Dienstleistungen als wenig zielführend erachtet und stattdessen politische Entscheidungen und Rahmenbedingungen eingefordert. Der Rat kritisiert, dass emissionssenkende Verhaltensweisen oft noch mit persönlichen Opfern verbunden seien, was insbesondere finanziell schlechter gestellte Personen unangemessen trifft. In diesem Kontext betont das Ratsmitglied Kerstin Schlögl-Flierl, dass zur Wahrung eines guten Lebens Mindeststandards bei essenziellen Grundgütern nicht unterschritten werden dürften.
Drei Ratsmitglieder verweisen jedoch auf Differenzen und fordern, dass die Rolle von Innovationen stärker berücksichtigt und vor übertriebenem Moralismus gewarnt werden sollte. Nichtsdestotrotz steht die Mehrheit des Ethikrats hinter den Forderungen effektiver nationaler und europäischer Klimaschutzmaßnahmen, ohne das globale Engagement aus den Augen zu verlieren.
Der Deutsche Ethikrat, bestehend aus 24 unabhängigen Experten, fungiert als Berater für die Bundesregierung und den Bundestag und trägt zur gesellschaftlichen Diskussion bei. Die Ergebnisse seiner Arbeit reflektieren ethische und soziale Fragestellungen, naturwissenschaftliche, medizinische und rechtliche Herausforderungen, mit dem Ziel, Wege für ein gerechteres Morgen aufzuzeigen. (eulerpool-AFX)