Kino.to-Prozess - Bastian P., der Maschinist

Seinen 30. Geburtstag wird Bastian P. wohl im Knast feiern müssen. Zwar hat der Chef-Programmierer und stellvertretende Chef von kino.to erst im Herbst sein rundes Jubiläum, doch selbst sein Anwalt Hubert Schmid glaubt nicht an einen Freispruch.

Denn am Leipziger Landgericht wird seit Monaten ein Musterprozess gegen die Ex-Macher des meistbesuchten deutschsprachigen Filmportals im Internet geführt. Nach vier Prozessen und Verurteilungen steht nun mit Bastian P. der Vize-Chef vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm massenhafte Verletzung des Urheberrechts vor in einem «parasitären, arbeitsteiligen Geschäftsmodell». Bastian P. hat laut seinem Anwalt bereits in den Ermittlungen ausgesagt, er will es auch vor Gericht tun, und er will mit der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU) zusammenarbeiten.

Philosoph, Programmierer und Millioneneinkünfte

«Er war der Programmierer, ihm war gar nicht klar, was er eigentlich getan hat», sagt sein Anwalt Hubert Schmid am ersten Prozesstag. «Wenn man es vergleichen will, könnte man ihn als Maschinist bezeichnen.» Das Kommando, so glaubt der Anwalt, habe Dirk B. gehabt. Der Leipziger gilt als der Kopf hinter kino.to. Ob und wann ein Prozess gegen ihn eröffnet wird, ist noch nicht bekannt.

Bastian P. stammt aus der Nähe von Hamburg. Er machte sein Abitur, er begann ein Philosophie-Studium, das er später abbrach. Laut Staatsanwaltschaft hat er bereits vor der Gründung von kino.to mit Dirk B. zusammengearbeitet und Vorgängerseiten programmiert, etwa das Filesharing-Angebot saugstube.to, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Im März 2008 ging kino.to online und wurde schnell bekannt. Die Server seien in der Anfangszeit oft unter dem Ansturm zusammengebrochen, so Staatsanwalt Dietmar Bluhm. Die Seite bot Streaming- und Downloadlinks zu TV-Serien, Filmen und Dokumentationen an. Bastian P. war zu dieser Zeit in Taiwan. Er hatte dort eine taiwanesische Lebensgefährtin. In Asien schrieb er im Frühling 2008 eine weitaus leistungsstärkere Version der kino.to-Seite, die «V2».

kino.to als mittelständisches Unternehmen

Über seine IT-Firma, die laut Handelsregister in Geestacht registriert ist, stellte er an Dirk B. Rechnungen für seine Programmier-Tätigkeiten. Im Jahr 2008 belief sich der durchschnittliche Rechnungsbetrag auf ein paar Hundert Euro. Im Jahr 2009 waren es bereits ein paar Tausend pro Monat. Und weil Dirk B. das Tagesgeschäft zu anstrengend geworden war, übertrug er ab Mai 2010 die operative Leitung an Bastian P. Der erhielt dafür 50.000 Euro pro Monat - ein Drittel der Werbeeinnahmen. Insgesamt soll Bastian P. mehr als 1,1 Millionen Euro mit kino.to eingenommen haben.

Das System kino.to war wie ein mittelständisches Unternehmen organisiert. Es gab Mitarbeiterbesprechungen über Skype. Um den Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern zu stärken, fanden jedes Jahr Weihnachtsfeiern in Leipzig statt. Am Ende zählte die Seite vier Millionen tägliche Besucher - bis zum 8. Juni 2011. Offenbar durch Tipps eines verärgerten Ex-Mitarbeiters flogen die Betreiber der Seite auf.

Zum nächsten Prozesstermin am 30. März hat Bastian P. ein umfassendes Geständnis angekündigt.

[news.de] · 21.03.2012 · 11:01 Uhr
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