Digitale Wirtschaft

KI-Chips statt Braunkohle: Milliarden für Gigafabrik

17. November 2025, 15:28 Uhr · Quelle: dpa
Spatenstich Schwarz Digits Rechenzentrum
Foto: Frank Hammerschmidt/dpa
Das Rechenzentrum entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Lübbenau.
Die Schwarz-Gruppe wandelt ein altes Braunkohlekraftwerk in Lübbenau in ein modernes Rechenzentrum um. Mit bis zu 100.000 KI-Spezialchips wird es zu einem der größten in Europa und stärkt Deutschlands KI-Fähigkeiten.

Neckarsulm/Lübbenau (dpa) - Hohe Kräne und ein paar Grundpfeiler ragen aus dem vom Regen durchweichten Boden. Viel lässt noch nicht erahnen, dass auf dem Gelände des ehemaligen Braunkohlekraftwerks im brandenburgischen Lübbenau ein milliardenschweres Rechenzentrum entstehen soll.

Insgesamt 11 Milliarden Euro investiert die Schwarz-Gruppe, Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland, innerhalb der nächsten 5 bis 15 Jahre in das Schwarz Digits Datacenter im Spreewald. Es handele sich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte, sagt Christian Müller, Co-Vorstandschef von Schwarz Digits, der Digital-Sparte des Konzerns, beim feierlichen Spatenstich auf der Baustelle. Zweieinhalb Milliarden gingen in den Bau, der Rest in die IT-Infrastruktur. Staatliche Förderung gebe es nicht. 

Zum Vergleich: Die Investitionen für Teslas erstes europäisches Werk in Grünheide in Brandenburg wurden mit rund sechs Milliarden Euro beziffert.

Eines der größten in Europa

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) zufolge wird es eines der größten Rechenzentren Europas. Deutschland brauche Rechenpower, um in der ersten Liga bei Künstlicher Intelligenz mitzuspielen. «Nur mit leistungsfähigen Rechenzentren können wir KI-Anwendungen im großen Stile einsetzen und unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken», betont er vor einer Skizze des geplanten Campus mit sechs Modulen. 

Wildberger und Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) empfangen am Dienstag in Berlin den französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie fast alle Digitalminister Europas zu einem IT-Gipfel.

Von Braunkohle zu Datenzentrum

Mit drei gemeinsamen Spatenstichen weihten die anwesenden Vorstandschefs und Politiker die Baustelle auf der 13 Hektar großen Fläche ein, auf der bereits seit dem 1. Oktober gearbeitet wird. Bis Ende 2027 soll der erste Bauabschnitt mit drei Modulen fertiggestellt werden. 

Die Schwarz-Gruppe kann dabei die Infrastruktur nutzen, die einst für ein Braunkohlekraftwerk gebaut wurde. Das Kraftwerk wurde im Sommer 1996 stillgelegt. Die Anbindung an das Stromverteilung- und Übertragungsnetz ist aber noch vorhanden und intakt.

Für den Standort Lübbenau spricht, dass es dort eine exzellente Stromversorgung gibt. Gut versorgt ist die Stadt auch mit einer Glasfaseranbindung. So betreibt die Deutsche Telekom einen größeren Verteilknoten in der Lübbenauer Neustadt. 

Strom für Spezialchips 

Die Anlage wurde mit einer Anschlussleistung von zunächst rund 200 Megawatt geplant. Sie wird nach Angaben des Unternehmens im Regelbetrieb mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben. 

Bis zu 100.000 KI-Spezialchips (GPUs) können somit künftig im Rechenzentrum in Lübbenau installiert werden. Zum Vergleich: Das neue Rechenzentrum, das die Deutsche Telekom und Nvidia derzeit in München bauen, soll mit 10.000 GPUs laufen. In dem Rechenzentrum in Lübbenau sollen die Spezialchips auch für das Training großer KI-Modelle eingesetzt werden. 

Die Abwärme des Rechenzentrums soll in das Fernwärmenetz des regionalen Energieversorgers Süll eingespeist werden, mit dem sich der Campus quasi einen Gartenzaun teilen wird. So gelangt die Abwärme an die Fernwärmekunden in Lübbenau und Umgebung. 

Alles in der Cloud

Die Schwarz-Gruppe verfolgt mit seinen Rechenzentren eine ähnliche Strategie wie der weltweit größte Online-Händler Amazon. Mitte der 2000er-Jahre begann Amazon damit, eigene IT-Infrastruktur auch extern als Service anzubieten. Heute sind die Amazon Web Services (AWS) weltweit führend im Bereich Cloud-Infrastruktur - noch vor Microsoft Azure und Google Cloud. 

Cloud bedeutet, dass Speicherplatz, Datenbanken und verschiedenste Rechenleistungen aus vernetzten Rechenzentren über das Internet angeboten werden. Cloud-Anwender müssen sich dabei nicht selbst um die Wartung der Hard- und Software kümmern.

«Ich versuche, den Menschen klarzumachen, dass sie gar nicht merken, wie viel sie schon in der Cloud arbeiten», sagt Rolf Schumann, Co-CEO von Schwarz Digits. «Wenn sie mit künstlicher Intelligenz arbeiten und damit ein Gedicht schreiben, dann kommt das aus dem Rechenzentrum – mit einem KI-Algorithmus, der dort ausgeführt wird.»

Erst «Hoppla», dann handeln

Rechenzentren auf deutschen Böden seien wichtig für die Unabhängigkeit: «Bei uns in Deutschland gehören die Daten nach der freiheitlichen Grundordnung dem Menschen, beziehungsweise dem Unternehmen», sagte Schumann. In China sei es so, dass der Staat entscheidet, was mit Daten passiert, in den USA die Tech Companies. 

«Dann hat man gemerkt: Hoppla, wir haben ein unterschiedliches Verständnis, wie man mit Daten anderer umgeht», führte der Co-CEO aus. «Durch die geopolitischen Verschiebungen in den letzten Jahren ist das nochmal sehr offensichtlich geworden, dass wir uns als Staat in Abhängigkeiten von digitalen Dienstleistungen nicht mehr souverän aufstellen.»

Der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen zufolge ist Deutschland der führende Rechenzentrumsstandort in Europa, bleibt aber deutlich hinter USA und China zurück. Die zentrale Lage in Europa, die Nähe zum Internetknoten in Frankfurt am Main und die stabilen Netze mit geringer Ausfallgefahr machten Deutschland attraktiv. Ein Minus sind laut der Allianz die hohen Stromkosten und die langen Genehmigungsverfahren.

Wer das Datacenter nutzt

Als Muttergesellschaft von Kaufland und Lidl ist die Schwarz-Gruppe selbst ein großer IT-Anwender. Die beiden Supermarktketten haben in den vergangenen Jahren ihr Filialnetz stetig ausgebaut. Insgesamt betreiben sie nun rund 14.200 Geschäfte in 32 Ländern. Die Gruppe beschäftigt inzwischen etwa 595.000 Mitarbeiter.

Die Speicher und Rechenleistung sollen auch externen Kunden angeboten werden. Die Kunden sind laut Schumann größtenteils deutsche Unternehmen aus dem Mittelstand, aber auch Softwareunternehmen wie zum Beispiel ServiceNow oder SAP.

Mehr Arbeitsplätze «drumherum»

Von dem Großprojekt erhofft sich die Stadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz neben der Nutzung der industriellen Abwärme auch Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Dabei werden im Datacenter mehr Computer als Menschen arbeiten: «Im Rechenzentrum konkret entstehen wenige Hundert Arbeitsplätze», sagte Schumann. «Aber drumherum werden weitere Arbeitsplätze entstehen, weil solche digitalen Initiativen ein neues Geschäft generieren.»

Internet / Informationstechnologie / Computer / Handel / Digitalisierung / Brandenburg / Deutschland
17.11.2025 · 15:28 Uhr
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