Kann ein Online-Rentenkonto Vorsorgemuffel motivieren?

Gesetzliche Rente, Auszahlungen der betrieblichen oder privaten Vorsorge sowie steuerliche Abzüge - Kaum jemand weiß, wie hoch seine Rente im Alter genau ausfällt. Denn die unterschiedlichen Beträge werden nicht in einer gesammelten Übersicht dargestellt. Von der Deutschen Rentenversicherung gibt es zwar regelmäßig einen Überblick über die bereits erworbenen sowie künftig noch zu erwartenden Rentenansprüche. Das gilt jedoch nur für die gesetzliche Rente.

Damit Verbraucher in Zukunft besser über ihre gesamten finanziellen Ansprüche im Alter Bescheid wissen, will sich die Große Koalition nun für ein Online-Rentenkonto einsetzen. Das Unternehmen fairr.de ist ihr mit dem sogenannten Vorsorge-Cockpit allerdings schon zuvorgekommen. Damit erfahren Nutzer nicht nur, wie hoch ihr Altersgeld ausfällt, sondern auch, wie groß ihre Rentenlücke ist. Im Interview mit finanzen.de erklärt Mitgründer Dr. Alexander Kihm, was das Vorsorge-Cockpit so besonders macht.

Herr Dr. Kihm, wie wird das Vorsorge-Cockpit bisher angenommen und wie sieht ihr typischer Nutzer aus?

Dr. Alexander Kihm: Mit dem Vorsorge-Cockpit sprechen wir alle Interessierten an, die einen Überblick über die eigene finanzielle Situation bekommen und sich proaktiv mit der Altersvorsorge auseinandersetzen wollen. Unsere aktuellen Statistiken zeigen dennoch Nutzer-Tendenzen. So ist die Mehrheit der User ledig und zwischen 25 und 45 Jahre alt. Auch fällt uns auf, dass sich mehr Männer als Frauen im Cockpit registrieren. Wir motivieren deswegen besonders Frauen, aktiver mit den eigenen Finanzen umzugehen.

Das Cockpit wird von unseren registrierten Nutzern sehr positiv angenommen. Wir freuen uns über konstant steigende Zugriffszahlen und die große Zufriedenheit unserer Kunden. Diese zeigt sich in den vielen Empfehlungslinks, die aus dem Cockpit an Freunde und Familie verschickt werden. Auch unsere neuen Features im Cockpit werden exzellent angenommen. Unsere Kunden laden ihre Dokumente fast nur noch digital aus dem Cockpit herunter, kommunizieren mit unserem Kunden-Support via Live-Chat, fügen ihre bestehenden externen Verträge hinzu und nutzen den Online-Dauerzulagenantrag.

Welches sind die größten Vorteile, die Nutzer durch Ihr Online-Rentenkonto haben?

Dr. Alexander Kihm: Das Cockpit ermöglicht einen umfassenden Überblick über alle drei Säulen der deutschen Altersvorsorge. Die Nutzer sehen auf Basis von persönlichen Daten eine Hochrechnung der gesetzlichen Rente und bekommen automatisch ihre potentielle Rentenlücke aufgezeigt. Danach können sie ihr individuelles Rentenziel anpassen und alle bestehenden Verträge zur Altersvorsorge in das Cockpit einpflegen. Daraus errechnen wir das Alterseinkommen und geben dieses sowohl vor als auch - viel wichtiger - nach Steuern aus.

Eine Schwachstelle Ihrer Plattform liegt für das Deutsche Institut für Altersvorsorge darin, dass die Nutzer bei privaten Vorsorgeverträgen, die nicht über fairr.de laufen, die Kapitalleistungen selbst in eine Rente umrechnen müssen. Sind Weiterentwicklungen für das Vorsorge-Cockpit geplant?

Dr. Alexander Kihm: Bei externen Produkten müssen sich unsere Kunden auf die Bestandsmeldungen der Anbieter verlassen und diese dann händisch eintragen. Wir hoffen, dass es in Zukunft immer mehr innovative Versicherer gibt, die Schnittstellen zwischen dem Cockpit und ihren Produkten ermöglichen, sodass wir eine zielgenauere Rente errechnen können. Wenn die Datenqualität höher ist, können wir auch präzisere Angaben über die Renditeannahmen machen. Kurzfristig werden wir aber zunächst Kalkulationshilfen und nachfolgend auch Produkte zur Verrentung von Kapital anbieten.

Das Insurtech Clark bietet seit Herbst letzten Jahres ebenfalls ein Online-Rentenkonto an. Wie hebt sich Ihr Vorsorge-Cockpit von der Konkurrenz ab?

Dr. Alexander Kihm: Uns zeichnet die hohe Kalkulationskapazität (über alle Schichten, Einkunftsarten, Erwerbsstatus hinweg) des Cockpits aus, die es unseren Nutzern ermöglicht, sowohl die Schließung der Rentenlücke in Echtzeit zu simulieren als auch die tatsächlichen Aufwände nach Abzug der vielen Steuervorteile einzuschätzen.

In anderen Ländern wie Schweden haben sich Online-Rentenkonten bereits durchgesetzt. Warum gibt es diese Ihrer Meinung nach bisher in Deutschland nicht?

Dr. Alexander Kihm: Die Vergangenheit hat eindrucksvoll gezeigt, dass weder die nicht einmal klar identifizierbaren zuständigen Branchenverbände (wohl auch aus Desinteresse an zu viel Transparenz) noch die öffentlichen Körperschaften (meist aus fehlgeleiteten Datenschutzerwägungen) dazu in der Lage waren, einheitliche Grundlagen für Daten oder Schnittstellen zu schaffen.

Wir glauben auch weiterhin nicht, dass die Akteure zu einem solchen zentralen System in Deutschland kurzfristig in der Lage wären und setzen uns daher für eine dezentrale Lösung ein. Dazu hat fairr.de bereits konkrete Vorschläge gemacht, wie man problemlos und ohne langwierige Standards und Abstimmungen auf Basis der schriftlichen Informationen auf das anvisierte Niveau vergleichbarer Online-Rentenkonten im Ausland gelangen kann.

Kann ein Online-Rentenkonto Ihrer Meinung nach die oft als Vorsorgemuffel geltenden Bürgerinnen und Bürger zu einer besseren Vorsorge bewegen?

Dr. Alexander Kihm: Natürlich, davon bin ich überzeugt. Das ist genau das Ziel von unserem Vorsorge-Cockpit, wir wollen die Augen öffnen und den Blick für die eigene finanzielle Zukunft schärfen. Wichtig ist uns, dass wir den Menschen keine Angst machen, sondern ihnen Lösungswege zeigen, wie sie sich selbst im Alter absichern können. Denn nur wer proaktiv handelt und seine Zukunft in die eigene Hand nimmt, kann sorglos an die Rente denken.

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Kihm.


Dr. Alexander Kihm ist Mitgründer von fairr.de. Der promovierte Volkswirt kümmert sich unter anderem um finanzmathematische Optimierungen und den sicheren Umgang mit sensiblen Daten.

Altersvorsorge
[finanzen.de] · 17.04.2018 · 08:52 Uhr
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