Johnson schmeißt im Rennen um Cameron-Nachfolge hin

London (dpa) - Der ehemalige Londoner Bürgermeister Boris Johnson bewirbt sich völlig überraschend nicht um die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron. Der als Favorit gehandelte Brexit-Wortführer kündigte an, nicht bei der Wahl zum Tory-Vorsitzenden anzutreten.

Damit wird er auch nicht der nächste Premierminister Großbritanniens. Vor einer Woche hatten die Briten für den Austritt ihres Landes aus der EU (Brexit) gestimmt - ein Votum, das es noch nie in der Geschichte der Europäischen Union gab.

Angesichts der Kräfteverhältnisse in der konservativen Parlamentsfraktion sei er nicht derjenige, der das Land nach dem EU-Referendum jetzt führen sollte, sagte Johnson. «Ich bin zu dem Schluss gekommen, diese Person kann nicht ich sein», verkündete er bei einer Pressekonferenz in London nur wenige Minuten vor Ablauf der Bewerbungsfrist. Seine Rolle sei es, der nächsten konservativen Regierung «jede mögliche Unterstützung zu geben». Eine Empfehlung für einen anderen Kandidaten sprach Johnson nicht aus.

Als neue Favoritin für das Amt des Premierministers gilt nun Justizministerin Theresa May (59). Sie hatte ihre Bewerbung öffentlich gemacht. Bei den Parteimitgliedern erhielt sie in jüngsten Umfragen große Zustimmung. Sie hatte sich zwar für einen Verbleib Großbritanniens in der EU eingesetzt, war aber vor dem Referendum in der vergangenen Woche kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Sie gilt daher als Kompromisskandidatin, die Befürworter und Gegner eines Brexit wieder vereinen kann.

Auch Justizminister Michael Gove warf seinen Hut in den Ring. Gove, der Seite an Seite mit Johnson für einen Austritt Großbritanniens aus der EU geworben hatte, galt bis dahin als treuer Unterstützer des 52-Jährigen. Seine Bewerbung offenbarte tiefe Gräben im Lager der Befürworter eines Austritts Großbritanniens aus der EU. Gove (48) hatte Johnson in einem Statement scharf angegriffen. Er glaube nicht, dass dieser «die Führung übernehmen und das Team für die kommenden Aufgaben aufbauen» könne.

Ohne die Unterstützung Goves fürchtete Johnson möglicherweise, nicht ausreichend Rückhalt im Parlament zu bekommen. Der Justizminister gilt als gut vernetzt. Johnson hingegen kann nur auf eine bescheidene Karriere im britischen Unterhaus zurückblicken. In der Brexit-Kampagne hatte Johnson dagegen klar die Führungsrolle inne. Die große Popularität des ehemaligen Londoner Bürgermeister hatte wahrscheinlich entscheidenden Anteil am Sieg des Brexit-Lagers.

Nach Ende der Bewerbungsfrist am Mittag waren insgesamt fünf Bewerber im Rennen um die Nachfolge Camerons.

Am Dienstag sollen die konservativen Abgeordneten aus dem Bewerberfeld zwei Kandidaten auswählen, die sich dann dem Votum der Parteimitglieder stellen. Bis zum 9. September soll der oder die neue Parteivorsitzende und damit auch der neue Regierungschef feststehen.

Eine Woche nach dem Brexit-Schock sind beide großen Parteien im britischen Parlament tief zerstritten in der Führungsfrage. Auch in der Labour-Partei rumort es heftig: Labour-Chef Jeremy Corbyn muss damit rechnen, sich einem erneuten Votum der Parteimitglieder stellen zu müssen. Entgegen Erwartungen gab die Abgeordnete Angela Eagle am Donnerstag nicht ihre Kandidatur für das Amt des Labour-Vorsitzenden bekannt.

EU / Brexit / Parteien / Großbritannien
30.06.2016 · 17:09 Uhr
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