Jeff Bezos wirft Skandalblatt Erpressung mit Nacktfotos vor

08. Februar 2019, 22:59 Uhr · Quelle: dpa

Washington (dpa) - Amazon-Chef und «Washington Post»-Besitzer Jeff Bezos (54) hat dem Boulevardblatt «National Enquirer» Erpressung mit Nacktfotos und anderen intimen Details vorgeworfen.

In einem offenen Brief vom Donnerstagabend (Ortszeit) beschuldigte der Multimilliardär den Chef des «Enquirer»-Verlags American Media Inc. (AMI), David Pecker, hinter dem Erpressungsversuch zu stehen. Pecker ist ein langjähriger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump. Pecker und sein Verlag American Media (AMI) spielen eine zentrale Rolle in der Schweigegeldaffäre im Zusammenhang mit angeblichen Affären Trumps. AMI kündigte an, Bezos Vorwürfe zu untersuchen.

Hintergrund ist Bezos' Trennung von seiner Ehefrau MacKenzie und sein Verhältnis mit einer anderen Frau. Das Ehepaar hatte am 9. Januar bekanntgegeben, dass es sich nach 25 Ehejahren scheiden lassen will. Die «Washington Post» berichtete, kurz zuvor habe der «Enquirer» Bezos informiert gehabt, dass er eine Geschichte über seine Affäre mit der früheren TV-Moderatorin Lauren Sanchez veröffentlichen werde. Der «Enquirer» machte die Affäre kurz nach Bezos Ankündigung zur Scheidung öffentlich und publizierte «schlüpfrige Textnachrichten und schwärmerische Liebesnotizen» von Bezos und Sanchez.

Bezos schrieb nun: «Ich heuerte Ermittler an, um zu erfahren, wie diese Textnachrichten beschafft wurden.» Ihm sei es auch darum gegangen, die Motive «für die vielen unüblichen Handlungen des «Enquirer»» zu ermitteln. Der Sicherheitsexperte Gavin de Becker, der die Ermittlungen für Bezos führt, hatte der Nachrichtenseite «The Daily Beast» kürzlich gesagt: «Starke Anhaltspunkte weisen auf politische Motive hin.» Bezos schrieb nun, AMI habe ihm mit der Veröffentlichung von Nacktfotos gedroht, sollten er und de Becker nicht öffentlich dementieren, dass es solche Hinweise gebe.

Bezos veröffentlichte nun E-Mails, die nach seinen Angaben von AMI stammen und an de Beckers Anwalt gerichtet waren. In einer dieser Mails wird eine vertrauliche Einigung zwischen beiden Parteien vorgeschlagen. Dieser Einigung zufolge sollen Bezos und de Becker erklären, dass sie keine Grundlage für die Behauptung haben, dass die Berichterstattung des «Enquirer» «politisch motiviert oder durch politische Kräfte beeinflusst war». Dafür werde AMI auf die Veröffentlichung von Fotos und weiteren Textnachrichten verzichten.

Bezos verwies darauf, dass «bestimmte mächtige Menschen», über die seine «Washington Post» berichte, zu dem falschen Schluss kämen, dass er ihr Feind sei. «Präsident Trump ist einer dieser Menschen.» Das sei «offensichtlich durch seine vielen Tweets.» Die von Bezos gekaufte «Washington Post» zieht mit ihrer kritischen Berichterstattung immer wieder den Unmut Trumps auf sich, der der international geachteten Zeitung beharrlich «Fake News» vorwirft. Trump hat wiederholt auch Bezos persönlich angegriffen.

Die «Washington Post» berichtete vor wenigen Tagen, Bezos und de Becker verdächtigten den Bruder von Lauren Sanchez, Michael Sanchez, womöglich die Quelle für die Textnachrichten und Fotos gewesen zu sein. Michael Sanchez ist ein bekennender Unterstützer Trumps und steht mehreren Personen aus dem Umfeld des Präsidenten nahe. Die Zeitung schrieb, Michael Sanchez weise jede Verantwortung zurück.

AMI teilte am Freitag mit, man habe «in gutem Glauben» mit Bezos verhandeln wollen, «um alle Angelegenheiten mit ihm zu lösen». Angesichts der Vorwürfe sei der Vorstand nun aber zu dem Schluss gelangt, «dass er die Behauptungen schnell und gründlich untersuchen sollte». Man gehe weiter davon aus, dass bei der Berichterstattung über Bezos keine Gesetze gebrochen worden seien.

Bezos schrieb unter der Überschrift «Nein danke, Herr Pecker», statt vor Erpressung zu kapitulieren, habe er sich entschlossen, die Mails von AMI zu veröffentlichen - trotz der Peinlichkeiten, die das für ihn selber beinhalte. «Wenn ich in meiner Position mich nicht gegen diese Art von Erpressung wehren kann, wie viele Menschen können es dann?» Seine Ermittler seien von mehreren Menschen kontaktiert worden, die in ähnlichen Fällen vor AMI eingeknickt seien, weil etwa ihr Lebensunterhalt auf dem Spiel gestanden habe.

Das muss Bezos nicht befürchten: Er ist der Gründer und Vorstandschef des US-Internetriesen Amazon und laut «Forbes» der derzeit reichste Mensch der Welt. Das US-Magazin schätzte sein privates Vermögen zuletzt auf rund 136,9 Milliarden Dollar (118,8 Mrd Euro).

David Pecker und sein Verlag sorgen immer wieder für Schlagzeilen - auch und gerade im Zusammenhang mit Donald Trump. Im Wahlkampf 2016 zahlte AMI dem Ex-Playmate Karen McDougal, die behauptet, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben, 150.000 Dollar. Der «Enquirer» veröffentlichte die Geschichte aber nie, sondern sicherte sich die Rechte, um sie totzuschweigen. Die Methode ist in den USA als «catch and kill» bekannt (zu Deutsch etwa: «fange und vernichte»).

AMI räumte die Vorwürfe im Dezember ein. Die Staatsanwaltschaft sicherte dem Verlag im Gegenzug zu, auf Strafverfolgung gegen den Verlag zu verzichten. Ziel der Zahlung war demnach, die Geschichte McDougals zu unterdrücken, damit keine schädlichen Anschuldigungen gegen den damaligen Kandidaten Trump erhoben werden.

Dass Peckers Verlag - der bis dahin stramm an der Seite Trumps stand - im Gegenzug für Immunität mit der Staatsanwaltschaft kooperiert, waren keine guten Nachrichten für den Präsidenten. Im Zusammenhang mit Trumps Wahlkampf 2016 laufen zahlreiche Untersuchungen. So prüft etwa FBI-Sonderermittler Robert Mueller, ob es im Wahlkampf Geheimabsprachen zwischen dem Trump-Lager und Vertreten Russlands gab. Trump nennt die Untersuchungen eine «Hexenjagd».

Auch die neue demokratische Mehrheit im US-Abgeordnetenhaus erhöht den Druck auf Trump. Der neue Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Abgeordnetenhaus, der Demokrat Adam Schiff, hatte am Mittwoch eine «rigorose Untersuchung» angekündigt. Dabei geht es unter anderem darum, ob «ausländische Akteure» über finanzielle oder andere Druckmittel gegen Trump, seine Familie, seinen Konzern oder Menschen in seinem Umfeld verfügen. Trump kritisierte am Donnerstag, Schiff wolle «jeden Aspekt meines Lebens untersuchen, sowohl finanziell als persönlich, obwohl es dafür keinen Grund gibt».

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08.02.2019 · 22:59 Uhr
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