Japan hält Märkte weltweit in Atem

Frankfurt/Tokio (dpa) - Die Atomkatastrophe in Japan hält die Märkte in Atem. Zwar legte sich die Panik an den Weltbörsen am Mittwoch etwas. Doch in den vergangenen Tagen wurde bereits die unvorstellbare Summe von über einer Billion Euro verbrannt.

Ob Anleger ihr Geld jemals wiedersehen werden, wagt derzeit kein Experte vorherzusagen. Die Hiobsbotschaften aus dem Pannenmeiler Fukushima Eins reißen nicht ab, die ökonomischen Folgen einer möglichen atomaren Verseuchung der Metropole Tokio sind unabsehbar.

«Käme es im Rahmen eines GAU zu einem massiven Austritt von Radioaktivität, wären schwerwiegende und nachhaltige Folgen für die japanische Wirtschaft zu erwarten», urteilte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise in einer Studie. Sollte der Großraum Tokio - das wirtschaftliche Herz der drittgrößten Volkswirtschaft - getroffen werden, kämen «große Teile der landesweiten Produktion zum Erliegen».

Das würde auch die Weltwirtschaft treffen: Nach Angaben des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) produziert Japan weltweit ein Zehntel aller elektrotechnischen und elektronischen Erzeugnisse und ist nach China und den USA der drittgrößte Produktionsstandort.

«Bei längerfristigen Produktionsausfällen könnte es zu weltweiten Lieferengpässen kommen, die dann Auswirkungen auf eine Vielzahl elektronischer Erzeugnisse hätten», warnte der ZVEI. Nach Ansicht des Autoexperten Christoph Stürmer könnten auch deutsche Autobauer unter Engpässen leiden, weil Zulieferer aus Japan nicht liefern könnten.

Nach Einschätzung der Deutschen Auslandshandelskammer in Osaka haben sich viele japanische Firmen auf die Krise eingestellt. «Es gibt natürlich Versorgungsprobleme», sagte der Direktor der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan, Manfred Hoffmann. «Aber die japanischen Unternehmen reagieren schnell und passen sich entsprechend an.» Sollte aber Tokio betroffen sein, wären die Folgen aus seiner Sicht verheerend. Nach Angaben Hoffmanns haben 36 Prozent der japanischen Firmen ihren Sitz in dem Großraum.

Die Kette der japanischen Unglücke - Erdbeben, Tsunami, Atomnotstand - ist für die Weltwirtschaft auch deswegen so gefährlich, weil es nicht der einzige Krisenherd ist: Die Spannungen in Nordafrika und im Nahen Osten reißen nicht ab, die Sorge über die Schuldenkrise im Euroraum ist an den Märkten nicht völlig gebannt. In vielen Ländern heizen hohe Energiepreise die Inflation an.

«Dies sind unseres Erachtens gute Gründe für eine nicht allzu überschwängliche Einschätzung der globalen Wachstumsperspektiven 2011», schreibt Ökonom Heise. Er rechnet im Jahresdurchschnitt mit 3,4 Prozent Wachstum - nach 4,0 Prozent im vergangenen Jahr. Eine globale Rezession hält Heise aber für unwahrscheinlich - selbst wenn es in Japan zum schlimmsten aller denkbaren Szenarien kommen sollte.

Die Lage an den Börsen blieb am Mittwoch fragil. «Im Grunde hängt die Entwicklung vom Liveticker ab», sagte Analyst Robert Halver von der Baader Bank. Der Dax pendelte am Mittwoch um die Marke von 6600 Punkten. Am Vortag hatten die Schreckensmeldungen den deutschen Leitindex zeitweise auf den niedrigsten Stand seit Oktober gedrückt.

Die japanische Börse erholte sich spürbar. Nach den dramatischen Kursverlusten der vergangenen beiden Tage notierte der Nikkei für 225 führende Werte wieder über 9000 Punkten. Am Dienstag war der Index um mehr als zehn Prozent eingebrochen, am Montag, dem ersten Handelstag nach der verheerenden Naturkatastrophe, war der Nikkei unter die psychologisch wichtige 10 000-Punkte-Marke gesunken.

Die japanische Notenbank pumpt erneut Milliarden ins Finanzsystem und stellte als kurzfristige Notfall-Liquidität 3,5 Billionen Yen (rund 30 Milliarden Euro) zur Verfügung.

Die ökonomischen Folgen von Erdbeben und Tsunami allein wären nach Ansicht der meisten Experten beherrschbar - sie verweisen auf das schwere Erbeben von 1995 als die Zerstörung des damals weltgrößten Handelshafens in Kobe zu einer starken, aber nur vorübergehenden Schwächung der japanischen Wirtschaft führte. Völlig unberechenbar sind hingegen die Folgen der atomaren Katastrophe.

Börsen / Japan
17.03.2011 · 00:21 Uhr
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