Ithaca Energy erweitert mit Großkauf seine Position im Nordsee-Ölgeschäft
Ithaca Energy, an der Londoner Börse gelistet, erweitert massiv seine Präsenz in den Gewässern der Nordsee durch die Übernahme nahezu sämtlicher britischer Öl- und Gasfelder des italienischen Energiekonzerns Eni. Die Transaktion mit einem Volumen von etwa 750 Millionen Pfund macht Ithaca zu einem der größten Produzenten der Region. Sie erwerben Beteiligungen an elf Feldern, was zu einer Verdoppelung ihrer Förderkapazität führen könnte und die tägliche Produktion auf 150.000 Barrel Öläquivalent bis zu den frühen 2030er-Jahren steigern dürfte - eine markante Erhöhung gegenüber der Fördermenge von 2023.
Eni wird im Gegenzug eine 38-prozentige Beteiligung an Ithaca erhalten, die auf Grundlage des aktuellen Schlusskurses von 118,8 Pence am Dienstag einen Wert von circa 754 Millionen Pfund repräsentiert. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal erwartet, vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen.
Die Gespräche über die Aktiva in der Nordsee wurden von beiden Unternehmen im vergangenen Monat publik gemacht und nun bestätigte man die Einigung. Eni hatte erst im letzten Jahr Neptune Energy mit Sitz in London für 4,9 Milliarden Dollar erworben – der größte Barzahlungsdeal des europäischen Energiesektors seit fast zehn Jahren. Die Veräußerung an Ithaca, mehrheitlich im Besitz der israelischen Delek Group, beinhaltet britische Aktiva, die im Rahmen des Neptune-Erwerbs übernommen wurden, schließt jedoch Enis Interessen im Irischen Meer oder Großbritanniens Projekte zur CO2-Abscheidung und -speicherung aus.
Das Geschäft kommt nicht zuletzt deshalb zustande, weil die Produzenten in der Nordsee nach mehr Skalierung suchen, um Investitionen und Stilllegungskosten zu finanzieren. Ithaca hatte sich zuvor über die Einflüsse der windfall taxes in Großbritannien beklagt, die 2022 als Reaktion auf steigende Energiepreise infolge der Invasion der Ukraine durch Russland eingeführt wurden.
Gilad Myerson, Vorstandsvorsitzender von Ithaca Energy, äußerte sich, dass das Geschäft mit Eni 'bahnbrechend' sei und die Beteiligung von Eni die Finanzkraft sowie technische Fähigkeiten von Ithaca steigern werde. Claudio Descalzi, CEO von Eni, sieht in dem Deal 'eine aufregende Chance, komplementäre Portfolios zu vereinen' und betont das schnelle Vorgehen nach der Übernahme von Neptune Energy, um Enis Wettbewerbsposition im Vereinigten Königreich zu transformieren.
In den letzten zwei Jahren hat Ithaca bereits durch die Akquisition des Nordsee-Rivalen Siccar Point an Dynamik gewonnen und sich Anteile an zwei der größten produzierenden Felder des Vereinigten Königreichs, Schiehallion und Mariner, sowie in den noch unerschlossenen Feldern Cambo und Rosebank gesichert. Letztere dürften als kritische Testfälle für die Entwicklung neuer Öl- und Gasressourcen im UK gelten, insbesondere angesichts der Bestrebungen, die CO2-Emissionen im Zuge des nationalen Netto-Null-Engagements zu senken. Trotz Planungen, Rosebank ab 2026-2027 zu entwickeln, sah sich Ithaca Kritik von Umweltaktivisten und Politikern ausgesetzt, darunter der schottische Erstminister und Vorsitzende der Scottish National Party, Humza Yousaf.
Im Rahmen des jüngsten Jahresberichts von März meldete Ithaca einen Nachsteuergewinn von 215,6 Millionen Dollar für 2023, ein Rückgang von 1 Milliarde Dollar im Jahr 2022. Zudem prognostiziert das Unternehmen einen Produktionsrückgang auf 56.000 bis 61.000 Barrel Öläquivalent pro Tag, nachdem es infolge höherer Steuern Projekte gestrichen oder verschoben hatte. (eulerpool-AFX)
