Immobilien nur für Top-Verdiener: Englands Häuserpreis-Dilemma
Die Kluft zwischen Einkommen und Immobilienpreisen hat in England ein neues Rekordausmaß erreicht: Nur die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher sind in der Lage, ein durchschnittliches Haus zu erwerben, so aktuelle Daten des Office for National Statistics (ONS). Diese Entwicklung verweist auf die dramatischen Preissteigerungen von Immobilien, die in den letzten 25 Jahren doppelt so schnell gestiegen sind wie die Einkommen.
Im vergangenen Jahr lag der Durchschnittspreis eines Hauses in England bei 298.000 Pfund – das entspricht dem 8,6-fachen des durchschnittlichen verfügbaren Haushaltseinkommens von 35.000 Pfund. Häuser werden als „erschwinglich“ eingestuft, wenn sie weniger als das Fünffache des Jahreseinkommens kosten. Während in Wales und Schottland 30 beziehungsweise 40 Prozent der Einkommensbezieher die finanzielle Möglichkeit haben, ein solches Heim zu erwerben, so ist dies in Nordirland für einen Großteil der Haushalte möglich.
In der Hauptstadt London zeigt sich die Situation besonders drastisch: Hier kostet ein klassisches Haus das 5,9-fache des verfügbaren Einkommen selbst der oberen 10 Prozent, was es für niemanden als „erschwinglich“ einstuft. Für Haushalte im untersten Einkommensdezil bedeutet dies einen Kostenaufwand von rund 35 Jahreseinkommen.
Blickt man nach Nordost-England, sind Immobilien dort mit dem dreifachen eines oberen Haushaltseinkommens vergleichsweise günstiger. Auch im Vergleich zur Situation vor der Jahrhundertwende, als ein typisches Haus das 4,4-fache des durchschnittlichen Einkommens kostete, sind Immobilien in Wales und beliebten Teilen des Vereinigten Königreichs erschwinglicher geworden.
Ein weiterer belastender Faktor sind die gestiegenen Hypothekenkosten. Die Zinsen fielen nach der Finanzkrise, stiegen jedoch kürzlich von bemerkenswert niedrigen 0,1 Prozent auf 4,75 Prozent. Diese Anpassungen beeinflussen die Hypothekenkosten merklich: Die Durchschnittszinsen für ein fünfjähriges Darlehen kletterten auf über 5 Prozent im letzten Jahr und gingen im September auf 4,3 Prozent zurück.

