Humanitäre Krise in Libyen: Gaddafi verhindert Hilfe

Bengasi (dpa) - In der von Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi belagerten Rebellenhochburg Misurata sind nach wie vor tausende Ausländer von schweren Kämpfen eingeschlossen. Auch viele Einwohner wollen fliehen. Die Versorgungslage spitzt sich trotz Hilfslieferungen über das Meer zu.

Dennoch will das Gaddafi-Regime den Vereinten Nationen keine Sicherheitsgarantien für Hilfstransporte über Land nach Misurata und andere umkämpfte Städte geben. «Wir haben Zusicherungen erhalten, dass wir ein Büro in Tripolis eröffnen können, aber keine Garantien für die Eröffnung eines humanitären Korridors, um den Menschen in Misurata zu helfen», sagte die UN-Nothilfe-Koordinatorin Valerie Amos am Montag in der Aufständischen-Hochburg Bengasi. Amos hatte am Tag zuvor Gespräche mit der libyschen Führung in Tripolis geführt.

Trotz wachsender Probleme der Gaddafi-Gegner ist eine Invasion oder Besetzung Libyens nach Worten des britischen Premierministers David Cameron weiterhin kein Thema. «Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir zu den Bedingungen der Resolution des UN-Sicherheitsrates stehen müssen», sagte er dem britischen Sender Sky News. Er räumte allerdings ein, dass die Bedingung, keine Bodentruppen einzusetzen, den Einsatz erschwere. Die Alliierten müssten nun überprüfen, wie Zivilisten noch besser geschützt werden könnten, sagte Cameron.

Die Truppen Gaddafis setzten am Montag den Raketenbeschuss von Misurata unvermindert fort. Die Stadt 210 Kilometer östlich von Tripolis wird seit sieben Wochen von den Regierungssoldaten belagert. Die humanitäre Lage gilt als kritisch, obwohl es zuletzt gelang, mit Schiffen Hilfslieferungen in den Hafen zu bringen.

Auf ihre Forderungen nach einer Waffenruhe sei die Führung in Tripolis nicht eingegangen, sagte UN-Koordinatorin Amos. Sie hoffe trotzdem, dass es den UN-Helfern gelingen werde, in den nächsten Tagen zumindest festzustellen, wie die Lage in den belagerten Städten im Westen des Landes ist und wo die Not am größten ist.

In Misurata fehlt es nach Amos' Worten an Lebensmitteln, Medikamenten und Trinkwasser. Am Montag gingen in der belagerten Stadt nach UN-Angaben rund 900 Menschen - vor allem Ghanaer und verletzte Libyer - an Bord von Schiffen, um nach Bengasi gebracht zu werden. Mehr als 3000 Ausländer warteten noch verzweifelt darauf, in Sicherheit gebracht zu werden.

Großbritannien kündigte Hilfe für die eingeschlossenen Gastarbeiter in Misurata an. Sie sollten mit Hilfe der International Organisation for Migration in Sicherheit gebracht werden. Zudem werde man wichtige medizinische Hilfe in Libyen finanzieren, sagte Entwicklungshilfeminister Andrew Mitchell am Montag bei einem Besuch bei den Vereinten Nationen in New York.

Die Milizen der libyschen Regimegegner rückten derweil am Montag erneut auf den Ölhafen Al-Brega vor. Die Kämpfer legten etwa die halbe Strecke zwischen Adschdabija und Al-Brega zurück, berichtete ein Reporter des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira.

Die Aufständischen hatten bereits am Vortag von Adschdabija aus einen Vorstoß auf das 80 Kilometer westlich gelegene Al-Brega unternommen. Der Angriff war aber von den Gaddafi-Truppen zurückgeschlagen worden. Die Regimetruppen stießen in der Folge ihrerseits auf Adschdabija vor, nachdem Sandstürme die Sichtverhältnisse beeinträchtigt hatten. Die Rebellen verfügen über weit weniger zeitgemäße Militärtechnik als die Gaddafi-Truppen.

Die Aufständischen widersprachen auch Berichten, wonach sie von Katar und anderen Staaten der Anti-Gaddafi-Allianz schwere Waffen erhalten haben sollen. «Was hier bei uns ankam, war nur zu Vorführungszwecken und ist nicht einmal funktionstüchtig», sagte der Militärsprecher der Aufständischen, Ahmed al-Bani, in Bengasi.

Unter den Aufständischen wächst zwei Monate nach Beginn des Aufstandes gegen Gaddafi die Enttäuschung darüber, dass die Nato-geführte Allianz den Rebellen nicht Waffen und Ausbilder schickt. Außerdem sind viele der Aufständischen der Meinung, die Nato müsste die Regierungstruppen mit Luftangriffen so weit bedrängen, dass diese die Belagerung Misuratas beenden. Manche fordern auch, dass Frankreich die Führung des internationalen Militäreinsatzes von der Nato übernehmen sollte.

Flugzeuge der internationalen Truppen flogen am Sonntag über Libyen 60 Kampfeinsätze und zerstörten nach Angaben der Nato eine Reihe wichtiger Ziele. Seit Übernahme der Einsatzleitung zum Monatsbeginn habe es bereits 1110 Kampfeinsätze gegeben.

Konflikte / Libyen
18.04.2011 · 19:06 Uhr
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