Höttges möchte sich von Tausenden Arbeitsplätzen befreien

Der Telekom-Chef Höttges will bei seinen Konzern das angesetzte "Fett" abbauen

Telekom-Chef Höttges kündigt Sparmaßnahmen an und will den Konzern schlanker aufstellen. Besonders betroffen ist die Zentrale in Bonn. Für die Arbeitnehmervertreter sind die Pläne ein Schock. Konfliktreiche Zeiten stehen der Deutschen Telekom bevor. Trotz wachsender Gewinne will Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Telekommunikationskonzerns, seine Firma effizienter strukturieren und die Personalkosten senken.

Bereits bei der Präsentation der jüngsten Quartalsergebnisse im August deutete Höttges an, dass Veränderungen bevorstehen. Nun zeichnet sich ab, was der Vorstand damit gemeint hat.

Mehrere Insider haben dem Handelsblatt verraten, dass in den kommenden Jahren tausende Stellen gestrichen und womöglich auch andere Ausgabenposten reduziert werden sollen. Besonders betroffen ist demnach die Zentrale in Bonn.

Die Tochtergesellschaft Telekom US hatte bereits Ende August angekündigt, 5000 Stellen abbauen zu wollen. Laut einer Führungskraft hat das Unternehmen in Deutschland über die Jahre "zu viel Fett angesetzt". Dem will das Management nun entgegentreten, auch durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.

Ein Teil der Sparmaßnahmen, wie der Stellenabbau bei der Telekom IT, sind bereits weit fortgeschritten. Im Rahmen des Programms Vector 4 IT sollen bis Ende 2024 über 1300 der 5400 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen werden. Weitere 350 Mitarbeiter sollen durch Vorruhestand oder Altersteilzeit in den kommenden Monaten gehen. Die Liste mit den betroffenen Personen wurde bereits teilweise erstellt.

Der Betriebsrat in Nordrhein-Westfalen berichtete im Sommer von "Wut" und "Entsetzen" unter den Kollegen. Eine Arbeitnehmervertreterin bezeichnete die Pläne gegenüber dem Handelsblatt als bitteren Prozess. Derzeit laufen Verhandlungen über die Bedingungen des Stellenabbaus und eine Transfergesellschaft, um die Betroffenen in anderen Unternehmen unterbringen zu können.

Laut Arbeitsdirektor Alfred Lohbeck seien die Personalkosten in Deutschland der größte und am wenigsten flexible Kostenbestandteil in der Telekom IT und "drastische Schritte" seien daher unumgänglich. Zusätzlich wurde die Beauftragung externer Kräfte stark reduziert. Dafür sollen Standorte im Ausland, an denen die Telekom-IT-Experten in der Regel schlechter bezahlt werden, zusätzliche Aufgaben übernehmen.

Als Grund für den Stellenabbau wird unter anderem der steigende Kostenaufwand für den Glasfaserausbau in Deutschland genannt. Dieser erweist sich als komplexer und teurer als erwartet. Um mangelnde Kapazitäten am Markt auszugleichen, hat die Telekom kürzlich sogar eine eigene Tiefbaugesellschaft mit 230 Planstellen gegründet. Intern wird auch auf die Renditeversprechen verwiesen, die der Vorstand den Investoren gegeben hatte.

Finanzvorstand Christian Illek plant, die Dividende sukzessive zu steigern und gleichzeitig die hohe Verschuldung von 137 Milliarden Euro abzubauen. In den USA wurde Anfang September zudem ein weiteres Aktienrückkaufprogramm angekündigt, das bis Ende 2024 bis zu 19 Milliarden US-Dollar umfasst. Um diese Maßnahmen angesichts des Investitionsdrucks bei der Infrastruktur finanzieren zu können, sind erhebliche Einsparungen notwendig.

Konkurrenten wie der Chef von Deutsche-Giganetz, Jan Budden, haben der Telekom bereits vorgeworfen, sich den massiv beschleunigten Ausbau aufgrund ihrer Verschuldung dauerhaft nicht leisten zu können. Vertreter des Konzerns bestreiten dies jedoch.

Die Deutsche Telekom erwägt weitere Einsparungen, um sich für zukünftige Herausforderungen zu rüsten. Laut Unternehmenskreisen könnten sogar „heilige Kühe“ wie die Telekom Stiftung oder das Basketballteam Baskets Bonn von Streichungen betroffen sein.

Ein Manager betonte allerdings, dass kein Tabu mehr bestehe. Die Telekom dementierte die Gerüchte und erklärte, dass es keine Kürzungen bei der Stiftung oder im Basketballsponsoring gebe. Der genaue Umfang des Einsparprogramms steht noch in den Sternen, aber die Unternehmensberatung Bain arbeitet bereits an konkreten Vorschlägen.

CEO Tim Höttges ist regelmäßig über die Fortschritte der Verhandlungen informiert. Auch ein möglicher Personalabbau im Kundenservice wird derzeit diskutiert, doch befindet sich dieser noch in einem frühen Stadium. Die Telekom plant jedoch, vermehrt auf Chatbots zu setzen, die Tarifänderungen selbständig bearbeiten und mit Kunden kommunizieren können. Ob diese Systeme jedoch bereits ausreichend funktionieren, ist fraglich.

Ein Sprecher betonte, dass die Verwendung von KI in erster Linie zur Innovation und Effizienzsteigerung diene und nicht zum Personalabbau.

Die Pläne der Telekom stehen im Zusammenhang mit der anstehenden Tarifrunde, in der die Gewerkschaften dieses Mal höhere Lohnerhöhungen fordern. Die gute Entwicklung des Unternehmens, vor allem durch den Erfolg der US-Tochter T-Mobile, befeuert diese Erwartungen zusätzlich. So konnte die Telekom trotz Herausforderungen ihre Führungsposition in Europa ausbauen und wichtige Kennzahlen wie die Anzahl der Vertragskunden und den frei verfügbaren Investitionsmittel steigern.

Im Gegensatz dazu hat Konkurrent Vodafone bereits Sparprogramme verkündet und will weltweit 11.000 Stellen streichen. Die Aussichten bei der Telekom verdüstern sich jedoch ebenfalls, da sie in Deutschland mit strengeren Wettbewerbsbedingungen und hohen Kosten im Rahmen eines möglichen Ausbaus von Huawei-Komponenten im Netz rechnen muss. Auch in den USA, dem wichtigsten Markt der Telekom, steigen die Risiken.

Die Tochter T-Mobile sieht sich einem gesättigten Markt und aggressiveren Konkurrenten gegenüber, wodurch der Kampf um Kunden härter und teurer wird. In einem Brief an die Mitarbeiter vom Ende August betonte das lokale Management unter Mike Sievert die Notwendigkeit, auch in den USA effizienter zu werden. Hier sollen 5.000 Stellen abgebaut werden, um die gestiegenen Kosten und Ansprüche der Kunden zu stemmen.

Zudem erwägt T-Mobile den Einstieg ins Geschäft mit Glasfaseranschlüssen, was weitere Kosten mit sich bringen würde. Die Deutsche Telekom hat in den letzten Jahrzehnten bereits sukzessive Personal abgebaut, vor allem die Zahl der Beamten ist stark gesunken. Für 2022 weist das Unternehmen insgesamt 59.017 Vollzeitstellen in Deutschland aus, 50.000 weniger als im Jahr 2002. Trotzdem bleibt die Telekom bestrebt, sich für die Zukunft aufzustellen und mögliche Einsparpotenziale auszuschöpfen. Die genauen Auswirkungen auf die Belegschaft stehen allerdings noch nicht fest.

Finanzen / Eulerpool Technology
[Eulerpool News] · 09.10.2023 · 14:00 Uhr
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