Hintergrund: «Multikulti» ist Interpretationssache
Berlin (dpa) - «Multikulti» ist die Abkürzung für multikulturell. Eine Gesellschaft gilt als kulturell vielfältig, wenn sie aus Menschen mit unterschiedlicher Muttersprache, verschiedenen Traditionen und Religionen besteht. Manche empfinden das als bereichernd, andere nicht.
So wird auch der Begriff auf zwei Arten interpretiert. Die einen verwenden ihn, um auf befürchtete Gefahren der Zuwanderung hinzuweisen, die anderen thematisieren damit ein möglichst gutes Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft.
Die Bundeszentrale für politische Bildung nennt es eine Tatsache, dass moderne Gesellschaften aufgrund ihrer freiheitlich-offenen Ordnung multikulturell sind. Multikulturalismus bezeichnet demnach zudem die politische Forderung, Wege zu finden, wie Menschen unterschiedlicher Herkunft respektvoll zusammenleben und voneinander profitieren können.
Das Wort kommt aus dem Englischen («multiculturalism») und tauchte in den 60er Jahren zunächst in Kanada, später auch in der politischen Diskussion anderer Einwanderungsländer wie Australien und den USA auf. In Deutschland spielte der Begriff «multikulturelle Gesellschaft» erstmals Ende der 70er Jahre in der sozialpädagogischen und kirchlichen Diskussion eine Rolle. Seit Ende der 80er Jahre wurde er mit Blick auf die Ausländerpolitik verstärkt als Gegenentwurf zu nationalistischen Strömungen verwendet.