High-End-HiFi am Abgrund: Wie Bowers & Wilkins und Co. ums Überleben kämpfen
Das Ende einer Ära?
Einst waren sie der Stolz jedes audiophilen Haushalts: Standlautsprecher, die so groß wie Kleiderschränke und fast genauso teuer waren. Marken wie Bowers & Wilkins oder Denon galten als Synonym für Perfektion im Klang.
Doch die Realität hat sich verändert. Die Käufer bleiben aus, der Markt schrumpft – und die großen Namen der Branche rutschen tief in die roten Zahlen.
Bowers & Wilkins, seit Jahrzehnten eine der führenden High-End-Marken, ist eines der prominentesten Opfer. Die ikonische Nautilus-Lautsprecherreihe, deren geschwungene Form audiophile Herzen höherschlagen lässt, kostet stolze 100.000 Euro pro Paar – und ist heute vor allem ein Symbol vergangener Zeiten.
„Das Geschäft mit traditioneller HiFi-Technik ist in den letzten Jahren drastisch eingebrochen“, erklärt ein Branchenkenner.
Vom Boom zur Krise
Die Corona-Pandemie hatte den HiFi-Markt für einen kurzen Moment wiederbelebt. Während der Lockdowns investierten viele Menschen in hochwertige Musikanlagen, suchten nach Klangperfektion in ihren eigenen vier Wänden.
Doch dieser Trend war nur von kurzer Dauer. Seit 2022 zeigen die Zahlen einen deutlichen Abwärtstrend. Laut Futuresource Consulting ging der Absatz von Heim-Audio-Hardware allein im letzten Jahr um zweistellige Prozentzahlen zurück.
Die Gründe sind klar: Kabellose Lautsprecher und Multiroom-Systeme wie Sonos haben klassische HiFi-Anlagen in vielen Haushalten ersetzt. Was früher als Statussymbol galt, erscheint heute vielen zu unpraktisch, zu teuer – und letztlich nicht mehr zeitgemäß.
Sound United vor der Zerschlagung
Besonders betroffen ist Sound United, das Unternehmen hinter renommierten Marken wie Bowers & Wilkins, Denon und Marantz. Der Mutterkonzern Masimo, eigentlich ein Medizintechnikhersteller, meldete zuletzt Quartalsverluste von rund 12 Millionen Euro aus dem HiFi-Geschäft.
Für ein Unternehmen, dessen Gesamtgewinn bei 130 Millionen Euro liegt, ist das eine erhebliche Belastung.Masimo versucht derzeit, die HiFi-Sparte zu verkaufen, doch bislang stehen die Käufer nicht gerade Schlange.
Ein Angebot von 950 Millionen Dollar für die gesamte Endverbraucher-Sparte wurde zwar diskutiert, doch ob ein Deal zustande kommt, bleibt unklar. Der Markt ist schlicht zu riskant, der Abwärtstrend zu deutlich.
Luxusmarken bleiben gefragt – aber reicht das?
Einige Marken der Sound-United-Gruppe könnten überleben, zumindest die Luxuslinien. Bowers & Wilkins beispielsweise hat sich längst auch außerhalb des klassischen HiFi-Marktes etabliert: BMW, Volvo und Aston Martin bieten Soundsysteme mit dem berühmten Logo an, die teilweise über 5.000 Euro kosten.
Doch was aus den traditionellen Standboxen und Verstärkern wird, bleibt ungewiss. Die Nachfrage ist zu gering, die Zielgruppe zu klein. Große Investitionen in neue Produkte scheinen unwahrscheinlich. Stattdessen wird der Fokus zunehmend auf drahtlose und kompakte Lösungen gelegt – weg vom audiophilen Nischenmarkt, hin zu massentauglicher Technologie.