Harten Streik bei der Bahn: GDL wird zunehmend riskanter Kurs bescheinigt
Der harte Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sorgt für Diskussionen und wird nach Einschätzung eines Experten immer riskanter. Tarif-Experte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) warnt davor, dass die öffentliche Meinung sich gegen die Lokführer wenden könnte. Um die eigenen Mitglieder bei der Stange zu halten, müsse die GDL einen weiteren Streik ohne vorherige Verhandlungen unbedingt vermeiden. In diesem Fall drohe der Gewerkschaft "ein mediales Desaster", so Lesch.
Die finanzielle Unterstützung der GDL beim Streikgeld durch den Deutschen Beamtenbund steht laut dem Experten ebenfalls auf der Kippe. Bei schärferer öffentlicher Kritik könnten die Verantwortlichen des Deutschen Beamtenbundes eine Ablehnung der finanziellen Unterstützung in Erwägung ziehen. Bereits im Bahn-Tarifkonflikt 2015 hatte der Deutsche Beamtenbund die GDL zur Schlichtung gedrängt.
Um aus der momentanen Situation herauszukommen, sei ein Moderator dringend erforderlich, betont Lesch. Die Deutsche Bahn habe dies bereits frühzeitig vorgeschlagen. Bisher habe die GDL ein solches Verfahren jedoch abgelehnt. Die verhärteten Fronten zwischen der GDL und der Bahn erschweren eine Lösungsfindung zusätzlich. Die Bahn weigere sich, einen Tarifvertrag bei der Instandhaltung mit der GDL auszuhandeln, was diese wiederum als Vorbedingung für neue Verhandlungen betrachtet.
Unter der Anleitung eines unabhängigen Moderators bestehe die Chance, die Konfrontation vorerst hintanzustellen und anfangs einfachere Themen auf die Agenda zu setzen. Dies sei notwendig, um überhaupt wieder in Gespräche zu kommen, so Lesch abschließend. (eulerpool-AFX)